EFSA
Das Hauptgebäude der EFSA in Parma (Foto: Lucio Rossi / EFSA)

EFSA: Interessenkonflikte bei Gentechnik-Expert:innen

30.09.2024

Viele Gentechnik-Expert:innen der EU-Lebensmittelbehörde EFSA haben enge Verbindungen zur Gentechnik-Industrie. Dies belegt eine Untersuchung der Organisation Testbiotech, die Alarm schlägt. Denn eigentlich sollen diese Expert:innen das Risiko von Gentech-Pflanzen neutral bewerten – schließlich verlässt sich die EU-Kommission bei ihren Entscheidungen auf diese Bewertungen.

Sie sollen „unabhängigen wissenschaftlichen Rat liefern, um Verbraucher:innen, Tiere und die Umwelt in der EU zu schützen“. Das schrieb die EU-Lebensmittelbehörde EFSA Anfang Juli, als sie die Neubesetzung ihrer zahlreichen Expert:innen-Gremien bekannt gab. Insgesamt berief die Behörde 180 Fachleute, die sie die nächsten fünf Jahre in diversen Fragen beraten sollen. 16 von ihnen bilden das für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zuständige Gremium (auf Englisch: GMO Panel). Sie alle haben eine Erklärung zu möglichen Interessenkonflikten ausgefüllt (Declaration of Interest, DOI). Testbiotech hat diese Erklärungen und weitere öffentlich zugängliche Informationen ausgewertet. [+] mehr...

Weizen Foto: Inopinatus, https://bit.ly/3I934EF, https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/
Weizen Foto: Inopinatus, https://bit.ly/3I934EF, https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/

Gentechnik-Weizen breitet sich weltweit aus

23.09.2024

Das US-Landwirtschaftsministerium hat den gentechnisch veränderten Weizen HB4 für den kommerziellen Anbau freigegeben. In Großbritannien hat das John Innes Centre seine ersten Feldversuche mit Crispr-Weizen abgeerntet. Und in der Schweiz wollen Wissenschaftler:innen des staatlichen Agrarforschungszentrums Agroscope im Herbst einen selbst entwickelten Gentech-Weizen versuchsweise anbauen. Der Streit um mögliche Interessenkonflikte der Projektbeteiligten und verdeckte staatliche Subventionen für ein ausgegründetes privates Unternehmen erreichte vergangene Woche das Schweizer Parlament.

Der Gentech-Weizen HB4 der argentinischen Firma Bioceres Crop Solution ist noch ein Produkt der klassischen Gentechnik und enthält ein Gen der Sonnenblume. Es soll den Weizen tolerant gegen Dürre machen. Nach Firmenangaben soll HB4 bei Wassermangel 20 Prozent höhere Erträge als herkömmlicher Weizen liefern. Zusätzlich ist HB4 resistent gegen das Herbizid Glufosinat, das in der EU wegen seiner Giftigkeit verboten ist. Um den HB4-Weizen zu vermarkten, hatten die Argentinier schon 2013 mit dem französischen Pflanzenzüchter Florimond Desprez das Unternehmen Trigall Genetics gegründet. [+] mehr...

Schweiz Gentechnikfrei
Foto: Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG)

Schweiz: Volksinitiative für gentechnikfreie Lebensmittel

11.09.2024

Der Schweizer Verein für gentechnikfreie Lebensmittel hat die eidgenössische Volksinitiative „Für gentechnikfreie Lebensmittel (Lebensmittelschutz-Initiative)“ gestartet. Sie fordert strikte Regeln für den Einsatz neuer gentechnischer Verfahren (NGT) in der Schweizer Landwirtschaft, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen. Die Schweizer Regierung dagegen will eher dem Beispiel der EU-Kommission folgen. Wie die Schweiz NGT regeln wird, darüber wird am Ende des nun in Gang gesetzten Verfahrens das Volk entscheiden.

Die Initiative will den Artikel 120 der Eidgenössischen Verfassung, der sich mit „Gentechnik im Außerhumanbereich“ befasst, um einige Regeln ergänzen. Sie stellen klar, dass neue gentechnische Verfahren (NGT) gleich zu behandeln sind wie die bisherige klassische Gentechnik. Auch sie sollen einem Bewilligungsverfahren unterliegen, in welchem die Risiken zu prüfen sind. Wer die damit hergestellten gentechnisch veränderten Organismen (GVO) vermarkten will, muss sie „zur Gewährleistung der Wahlfreiheit und der Rückverfolgbarkeit sowie zur Verhinderung von Täuschungen als solche kennzeichnen“. Der Bund muss mit einem Regelwerk sicherstellen, dass eine gentechnikfreie Landwirtschaft weiter stattfinden kann. Die Kosten der dafür notwendigen Koexistenzmaßnahmen tragen diejenigen, die solche GVO in Verkehr bringen. Außerdem dürfen Patente für NGT nicht auf Pflanzen und Tiere aus gentechnikfreier Züchtung ausgedehnt werden. [+] mehr...

Ungarns Landwirtschaftsminister und derzeitiger EU-Ratsvorsitzender für Landwirtschaft und Fischerei, Dr. István Nagy (r) nimmt den Offenen Brief von Gunther Weiss (l), Bereichsverantwortlicher Qualitätsmanagement, Alnatura GmbH entgegen. Foto: Csaba
Ungarns Landwirtschaftsminister und derzeitiger EU-Ratsvorsitzender für Landwirtschaft und Fischerei, Dr. István Nagy (r) nimmt den offenen Brief von Gunther Weiss, Bereichsverantwortlicher Qualitätsmanagement, Alnatura GmbH entgegen. Foto: Csaba Pelsőczy

Gentechnikrecht: 376 Unternehmen übergeben Forderungen an Nagy

05.09.2024

376 Unternehmen der Lebensmittelbranche aus 16 EU-Ländern haben in einem offenen Brief gefordert, neue Gentechnik über die gesamte Lebensmittelkette hinweg konsequent zu kennzeichnen. Der aktuelle EU-Ratsvorsitzende für Landwirtschaft und Fischerei, Ungarns Landwirtschaftsminister István Nagy, nahm den Brief am Dienstag entgegen und sicherte den Unternehmen zu, ihre Anliegen zu unterstützen. Parallel wurde der Brief an die übrigen EU-Agrarminister:innen versandt.

In dem Schreiben begrüßten die Unternehmen das Votum des Europaparlaments, alle aus NGT-Pflanzen hergestellte Produkte lückenlos zu kennzeichnen. Sie forderten den EU-Agrarministerrat auf, sich dieser Position anzuschließen und sich darüber hinaus für faire Wettbewerbsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einzusetzen. Dazu zählen die Unterzeichner:innen neben Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit von Gentechnik-Produkten auch verlässliche Nachweismethoden, EU-weit verbindliche, national und regional angepasste Koexistenz-Maßnahmen, Haftungsregeln gemäß dem Verursacherprinzip und einen Entschädigungsfonds für unvermeidbare Kontaminationen. Unterschrieben haben diese Forderungen neben namhaften Bio-Unternehmen auch die Rewe-Gruppe und die dm Drogeriemärkte. [+] mehr...

Bakterien e. coli
E. coli Bakterien (Foto: Witmadrid - Eigenes Werk / gemeinfrei über Wikimedia Commons)

Wie riskant sind freigesetzte Gentech-Bakterien?

28.08.2024

Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hat einen Bericht über die Anwendung von gentechnisch veränderten Mikroorganismen in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion veröffentlicht. Sie sieht darin kein neues Risiko und hält es für ausreichend, die bestehenden Leitlinien für die Risikobewertung anzupassen. Diese Einschätzung halten gentechnikkritische Organisationen und einige Behörden von Mitgliedstaaten für falsch.

Gentechnisch veränderte Mikroorganismen (GMM) wie Bakterien, Hefen und Mikroalgen sind seit Jahrzehnten im Einsatz. Eingeschlossen in Fermentern produzieren sie in ihrer Nährlösung Enzyme, Vitamine, Proteine oder Fettsäuren. Aufgereinigt werden diese Erzeugnisse als Industrierohstoff und ungekennzeichnet als Verarbeitungshilfsstoffe oder Zusatzstoffe in der Lebensmittelherstellung eingesetzt. Wer sie vermeiden will, muss zu Bio-Lebensmitteln oder solchen mit Ohne Gentechnik-Siegel greifen. Weiße Gentechnik nennt sich dieser Einsatzbereich. Doch mit neuen gentechnischen Verfahren (NGT) wie Crispr/Cas entwickeln immer mehr Unternehmen GMM, die nicht für den Fermenter gedacht sind, sondern in die Umwelt freigesetzt werden sollen. [+] mehr...

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