Glyphosat Herbizid
Herbizid im Einsatz (Foto: Chafer Machinery / flickr, Chafer Sentry, Applying Defy at 250l/ha on wheat land in Lincolnshire, bit.ly/29E6Sk4, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Glyphosat: alte Auflagen reaktiviert

05.05.2024

Nachdem die EU-Kommission den Unkrautvernichter Glyphosat Ende 2023 für weitere zehn Jahre zugelassen hatte, musste die Bundesregierung das in der deutschen Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ab 2024 vorgesehene Verbot blitzartig aussetzen. Jetzt hat sie das Verbot aus der Verordnung gestrichen und die schon im September 2021 beschlossenen Anwendungsbeschränkungen reaktiviert. Wenn der Bundesrat zustimmt, werden sie am 1. Juli in Kraft treten.

Damit sollen in Deutschland künftig lediglich die Einschränkungen für die Glyphosatnutzung gelten, die noch von der damaligen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erarbeitet und beschlossen wurden. Demnach wäre Glyphosat für Hobbygärtner und in öffentlichen Parks und Anlagen verboten. Ebenso dürfte es wie zahlreiche andere Pestizidwirkstoffe nicht in Naturschutzgebieten eingesetzt werden. Verboten wäre zudem das Abspritzen erntereifer Bestände (Sikkation) sowie „die Anwendung in Wasserschutzgebieten, Heilquellenschutzgebieten und Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten“. Einschränkungen gelten für das Spritzen von Glyphosat vor der Aussaat und nach der Ernte zur Stoppelbehandlung. Allerdings sind die Ausnahmen (mehrjährige Unkräuter wie Ackerkratzdistel oder Erosionsgefährdung) großzügig formuliert. Für pfluglosen Ackerbau gelten sie gar nicht. Grünland darf zur Neueinsaat weiterhin mit Glyphosat totgespritzt werden, wenn Umpflügen wegen Erosionsgefahr problematisch ist. [+] mehr...

Das Bayer-Kreuz in Leverkusen. Foto: Bayer AG
Das Bayer-Kreuz in Leverkusen. Foto: Bayer AG

Hauptversammlung: „Das Haus Bayer brennt"

29.04.2024

Auf der Hauptversammlung der Bayer AG musste sich der neue Vorstandschef Bill Anderson viel Kritik anhören. Der Aktienkurs hat sich seit seinem Amtsantritt am 1. Juni 2023 fast halbiert. Das Jahr 2023 brachte einen Verlust von drei Milliarden Euro und die wachsende Schuldenlast macht den Konzern zunehmend handlungsunfähig. Ein wichtiger Grund für das Desaster heißt Glyphosat.

Dem neuen Chef ist es nicht gelungen, die vielen Glyphosat-Klagen in den USA zu befrieden; ihre Zahl nimmt sogar weiter zu. Ende 2022 waren es laut Bayer 154.000 Klagen, von denen sich 109.000 erledigt hatten. Bis Ende 2023 wuchs die Zahl auf 167.000 Klagen, von denen 113.000 abgehakt waren. Weiterhin hat Bayer 5,7 Milliarden Euro als Risikovorsorge für diese Klagen zurückgelegt. Das Unternehmen werde sich weiterhin entschieden verteidigen, schrieb Vorstandschef Bill Anderson im Geschäftsbericht. In seinem Redetext für die Hauptversammlung stand darüber hinaus, dass Bayer „alle möglichen Mittel in Betracht ziehen (werde), um die Rechtsstreitigkeiten zu beenden“. Konkret wurde Anderson nicht. „Wir haben unsere Strategie erweitert und betrachten unterschiedliche Ansätze und Alternativen“, sagte er. „Nach einem großen Aufbruch klingt das bislang nicht“, kommentierte die Wirtschaftswoche und fügte hinzu, dass die hohen Rechtskosten von bisher mehr als zehn Milliarden Euro maßgeblich zur hohen Nettoverschuldung des Konzerns beigetragen hätten. [+] mehr...

Europäisches Parlament
Europäisches Parlament / Foto: © European Union 2014 - European Parliament

EU-Parlament bestätigt Lockerungspläne bei neuer Gentechnik

25.04.2024

Das Plenum des Europäischen Parlaments (EP) hat am Mittwoch seine Position zum Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zu neuen Gentechniken (NGT) bekräftigt. Es stimmte für eine weitgehende Deregulierung von NGT-Pflanzen, deren Produkte in den meisten Fällen ohne Risikoprüfung vermarktet werden dürften. Das EP hat damit die erste Lesung des Entwurfs abgeschlossen. Nach der Europawahl im Juni wird der Gesetzgebungsprozess fortgesetzt werden und irgendwann in einen Trilog zwischen EP, Rat der Mitgliedstaaten und EU-Kommission münden.

Mit 336 Pro-, 238 Gegenstimmen und 41 Enthaltungen bestätigten die Europaabgeordneten gestern ihre bereits am 7. Februar als Verhandlungsmandat beschlossene Position. Verglichen mit dem Votum vom Februar (307 Ja, 263 Nein und 41 Enthaltungen) hat die Zustimmung zum damals leicht abgeänderten Regelungsvorschlag der EVP-Berichterstatterin Jessica Polfjärd etwas zugenommen. Ein Blick in die Abstimmungslisten zeigt, dass die Zustimmung vor allem bei Konservativen und Liberalen zunahm, während sich mehrere Abgeordnete von Sozialisten und Grünen enthielten, die im Februar den Bericht noch abgelehnt hatten. [+] mehr...

Tomaten Lila Pressefoto
Lila Gentechnik-Tomaten (Foto: John Innes Centre)

Gentechnik oder nicht? Rätsel um lila Tomate

23.04.2024

Prominent platzierte der US-amerikanische Saatguthändler Baker Creek die purpurfleischige Tomate auf der Titelseite seines Katalogs für 2024: Sie sei die erste gentechnikfreie, durchgehend lila gefärbte Tomate der Welt. Die Konkurrenz protestierte prompt: Das kalifornische Unternehmen Norfolk Healthy Produce warnte, sein Patent auf eine lila Gentechnik-Tomate könnte verletzt sein. Nach erneuten Tests verkaufte Baker Creek sein Tomatensaatgut nicht. Doch vieles an dem Fall bleibt rätselhaft.

Die Baker Creek Heirloom Seed Company ist ein alteingesessenes US-Unternehmen, das sich auf samenfeste, alte und damit gentechnikfreie Gemüsesorten spezialisiert hat. Schon Ende der 1990er Jahre hatte es sich einer Unternehmensinitiative angeschlossen, den Gemüseanbau in den USA gentechnikfrei zu halten. Auch aktuell spricht Baker Creek sich auf seiner Webseite für das Recht der Landwirte am eigenen Saatgut und gegen patentierte, hybridisierte oder gentechnisch veränderte Varianten aus. Die lila Tomate „Purple Galaxy“, die Bakers PR-Coup für 2024 werden sollte, sei in Europa konventionell gezüchtet worden, wo die Hürden für den Einsatz von Gentechnik hoch seien. Der Züchter sammle seit Jahrzehnten seltenes Tomatensaatgut und vermehre jährlich mehr als 1.000 Tomatensorten, schreibt Baker Creek. Sie hätten dessen Versuche, eine violette Fleischtomate zu züchten, über drei Jahre hinweg aktiv verfolgt. Den Namen des Züchters nennen sie nicht. Recherchen des Infodienst Gentechnik auf einschlägigen europäischen Webseiten führten zu keiner Tomate mit einem derart lila Fruchtfleisch. [+] mehr...

Reis
Foto: bxd / stock.xchng

Erster Feldversuch mit Crispr-Reis in Italien

16.04.2024

Das italienische Umweltministerium hat einen Freilandversuch mit einem gentechnisch veränderten Risotto-Reis erlaubt. Er soll resistent gegen die Pilzkrankheit Reisbrand sein. Auch Crispr-Bäume, Mais und Kartoffeln werden in der Europäischen Union dieses Jahr versuchsweise unter freiem Himmel angebaut.

Entwickelt hat die gentechnisch veränderte (gv) Reislinie namens Telemaco RIS8imo ein Team um Professorin Vittoria Brambilla von der Universität Mailand. Die Forschenden haben dazu mithilfe von Crispr/Cas9 drei nahe zusammenliegende Gene abgeschaltet, von denen angenommen wird, dass sie die Anfälligkeit von Reispflanzen gegenüber dem Reisbrandpilz Pyricularia oryzae erhöhen. Im Gewächshaus zeigte sich der Crispr-Reis weitgehend resistent gegen die Krankheit. Nun sollen 200 Setzlinge des Crispr-Reises auf einem Hof mitten im Reisanbaugebiet der Lombardei ausgepflanzt werden, auf 28 Quadratmetern inmitten eines 400 Quadratmeter großen Reisfeldes, das als Puffer Auskreuzungen vermeiden soll. Möglich wurde dieser erste Feldversuch seit 20 Jahren, nachdem das Parlament im vergangenen Jahr das Gentechnikgesetz geändert und Anbauversuche mit Pflanzen erlaubt hatte, die mit neuen gentechnischen Verfahren (NGT) verändert wurden. [+] mehr...

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