Eine davon ist der „Waxy Maize“ von Corteva. Bei ihm wurde mit der Methode Crispr/Cas9 die Stärkezusammensetzung so geändert, dass die Körner fast nur noch Amylopektin enthalten und nicht mehr ein Viertel Amylose wie übliche Maissorten. Eine daraus hergestellte Maisstärke quillt in Puddingpulver oder Tütensuppen besser auf und bindet Flüssigkeit besser. Dieser Mais ist in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Chile und Japan für den Anbau zugelassen. Der europäische Verband der gentechnikfreien Wirtschaft (European Non-GMO Industry Association - ENGA) geht in seinem aktuellen Marktbericht davon aus, dass diese Zulassungen derzeit nicht kommerziell genutzt werden. Corteva darf seinen „Waxy Maize“ in diesem Jahr auf bis zu 5000 Quadratmetern in Spanien aussäen. Der Anbau in der Region Sevilla diene Bildungszwecken und solle die Potentiale von NGT verdeutlichen, steht dazu im EU-Register der Feldversuche. Anbauen darf Corteva dort auch zwei NGT-Maissorten, die mittels Crispr/Cas gegen eine Pilzkrankheit resistent gemacht wurden. Eine der beiden Sorten (NLB18) ist in den USA, Argentinien und Brasilien für den Anbau zugelassen. Ob sie tatsächlich angebaut wird, ist nicht bekannt.
Dieselben drei Maissorten darf Corteva für die Jahre 2025 und 2026 auch in Belgien auf bis zu 1000 Quadratmetern versuchsweise anbauen. In den dortigen Genehmigungsunterlagen schrieb Corteva, dass die Resistenzen und die Stärkezusammensetzung längst auch in traditionell gezüchteten Maissorten vorhanden seien.
Corteva ist der Einzige der großen Gentechnikkonzerne, der in Europa NGT-Pflanzen versuchsweise anbaut. Feldversuche mit Kartoffeln unternimmt bereits seit 2023 der dänische Kartoffelzüchter und -verarbeiter KMC Amba. Er will mit Hilfe von Crispr/Cas Kartoffelsorten für die Stärkeherstellung resistent gegen Kraut- und Knollenfäule machen. Da das Unternehmen dies auf verschiedenen gentechnischen Wegen versucht, zeichnet es inzwischen für vier Feldversuche verantwortlich, von denen einer bis 2026 und einer bis 2027 dauern soll. Ebenfalls an Stärkekartoffeln mit Krankheitsresistenzen arbeitet das schwedische Unternehmen SolEdits AB. Es darf bis 2029 auf bis zu 500 Hektar verschiedene NGT-Kartoffellinien testen. Weitere Versuche mit Stärkekartoffeln laufen in Schweden seit 2023 und sind noch bis 2027 zugelassen. SolEdits AB und KMC Amba gehören zu zwölf europäischen Unternehmen aus der Kartoffelstärkeindustrie, die zusammen im Projekt Oppotunity NGT-Knollen für ihre Branche entwickeln wollen. Zu diesen Firmen zählen auch Emslandstärke, Saatgut Niehoff, Norika und Südstärke in Deutschland sowie Agrana in Österreich.
Die anderen NGT-Feldversuche haben vor allem Universitäten und Forschungsinstitute beantragt. Das belgische VIB (Vlaams Interuniversitair Instituut voor Biotechnologie) hat für die Jahre 2025 bis 2027 einen Versuch mit einer Maislinie genehmigt bekommen, die höhere Erträge liefern soll. Zudem läuft noch ein 2024 genehmigter Versuch mit einem Mais, der für Tiere besser verdaulich sein soll. In Spanien testet das VIB in diesem Jahr eine trockentolerante Maislinie, die bereits 2022 in Belgien angebaut wurde. Zudem hat das VIB 2024 Pappeln mit einem verringerten Ligningehalt angebaut, die noch bis 2028 wachsen dürfen. An NGT-Zitterpappeln (Espen) als Modellbaum forscht die schwedische Agraruniversität noch bis 2029. Ebenso lange steht bei der Universität von Umeå noch gentechnisch veränderte Ackerschmalwand auf dem Feld, um Eingriffe in die Photosynthese zu erforschen
In Spanien wachsen neben Corteva-Mais in diesem Jahr auch herbizidresistente Sojabohnen der US-Firma Inari sowie zwei NGT-Reislinien der Universität von Lleida. In einer soll ein Grünalgen-Gen für mehr Ertrag sorgen, in der anderen ein stillgelegtes Gen die Krankheitsresistenz verbessern. Die beantragte Fläche von jeweils vier Quadratmetern zeigt, dass es sich hier um den ersten Schritt aus dem Labor hinaus ins Freie handelt. Angebaut werden in Spanien in diesem Jahr auch drei NGT-Tabaklinien, bei denen die Pflanzen so verändert wurden, dass sie den medizinisch interessanten Wirkstoff Anatabin oder den Süßstoff Thaumatin produzieren. Die Forschungsinstitute Cebas und Csic haben einen Pflaumenbaum resistent gegen einen Virus gemacht und wollen ihn nun als Unterlage für Pfirsiche und Aprikosen nutzen. Der Versuch soll auf 600 Quadratmetern eines kommerziellen Obstbaubetriebs bis 2034 laufen. Das Unternehmen GCM Citrus SL will für die nächsten zehn Jahre auf 2500 Quadratmetern Mandarinen- und Orangenbäume anbauen, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie mehr von den als gesund geltenden Farbstoffen Carotinoide und Anthocyan bilden.
In Italien dürfen in diesem Jahr (und noch bis 2027) zwei NGT-Tomaten angebaut werden. Die eine, entwickelt von der Universität Turin, soll diverse Stresssituationen wie Krankheiten oder Trockenheit besser überstehen. Die andere, entwickelt vom staatlichen Agrarforschungszentrum CREA-OF, soll verhindern, dass neben ihr ein parasitäres Unkraut hochkommt. Die Stiftung Edmund Mach darf bis 2035 NGT-Apfelbäume der Sorte Gala anbauen, die gegen Schorf resistent gemacht wurden. Bis 2030 läuft noch die Genehmigung für den Anbau von pilzresistenten NGT-Weinreben mit Chardonnaytrauben. Ebenfalls pilzresistenten NGT-Chardonnay darf das Unternehmen EdiVite anbauen. Allerdings wurde der Versuch teilweise zerstört, ebenso wie ein Versuchsreisfeld der Universität von Mailand. Ob die erneute Genehmigung für diesen Reisversuch in 2025 genutzt wurde, ist nicht bekannt.
In Tschechien darf die Akademie der Wissenschaften eine Sommergerste mit kürzerem Halm testen. Fürs kommende Jahr plant sie zudem Versuche mit einer Sommergerste, die später blühen und mehr Ertrag liefern soll. In der Schweiz wachsen aktuell zwei NGT-Weizen und eine NGT-Gerste im Freilandversuch.
Großbritannien hat 2022 die Zulassung von NGT-Feldversuchen erleichtert. Seitdem wurden laut britischem Register 32 Zulassungen erteilt. Manche davon sind Verlängerungen bereits laufender Vorhaben oder Genehmigungen für den Anbau auf Landwirtschaftsmessen. So laufen etwa schon seit 2022 Versuche mit einem Weizen, der weniger Asparagin erhält, das bei starker Hitze unerwünschtes Acrylamid bildet. Andere NGT-Weizenlinien sollen bessere Erträge liefern oder weniger Stickstoffdünger brauchen. Tomaten sollen sich leichter ernten lassen, Kartoffeln krankheitsresistenter werden und Raps mehr Öl liefern und Schoten bekommen, die nicht so leicht platzen. Auch Gerste und Leindotter finden sich auf den Versuchsfeldern. Nicht mehr dabei ist in diesem Jahr die Vitamin D-Tomate, die 2023 und 2024 versuchsweise angebaut wurde. [lf]