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Nur wenige Importe sind mit illegaler Gentechnik verunreinigt - Beibehaltung der Nulltoleranz gefordert (Foto: Rainer Sturm / pixelio)

Geringe Verunreinigungsquote bei Importen spricht für Nulltoleranz

15.08.2012

Nach Deutschland importierte Futter- und Lebensmittel sind nur selten mit gentechnisch veränderten Organismen, die in der EU nicht zugelassen sind, verunreinigt. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Parlamentsfraktion hervor. Befürworter der Nulltoleranz sehen ihre Annahmen dadurch bestätigt.

Die Bundesregierung verzeichnete in den letzten fünf Jahren laut Medienberichten 105 Fälle, in denen bei Kontrollen Spuren nicht zugelassener Gentechnik festgestellt worden waren. Dabei schlug einzig das Jahr 2009 deutlich zu Buche, als 60 verunreinigte Ladungen identifiziert wurden, vor allem bei Leinsamen aus Kanada, einem der Länder, in denen Gentechnikpflanzen großflächig angebaut werden. Ansonsten wurden pro Jahr nur gut ein Dutzend solcher Importe sichergestellt. Dieses Jahr sind es bislang sechs. Neben kanadischem Leinsamen waren auch Reis aus China und Papayas aus den USA oder Thailand öfter von Verunreinigungen mit nicht zugelassener Gentechnik betroffen.

In der EU-Kontroverse um eine Aufhebung der Nulltoleranz bei Lebensmitteln, wie sie Verbraucherkommissar John Dalli anstrebt, bedeutet die geringe Verunreinigungsquote eine Bestätigung für die Befürworter der Nulltoleranz. So erklärte Harald Ebner, Bundestagsabgeordneter der Grünen, laut Nachrichtenagentur afp: „Die absolute Nulltoleranz für illegale Genpflanzen in Lebensmitteln ist umsetzbar und muss zum Schutz der Verbraucherinnnen und Verbraucher unbedingt bestehen bleiben.“ Die Menge der wegen gentechnischer Verunreinigung zurückgewiesenen Importe sei im Vergleich zum Gesamtvolumen der Einfuhr gering. Ebner geht nach Angaben der taz von 500 bis 1.000 Tonnen aus, die in den letzten fünf Jahren beanstandet worden seien. Jährlich werden aber mehrere Millionen Tonnen Soja, Reis und Getreide nach Deutschland importiert.

Die Argumente der Nulltoleranzgegner, beispielsweise der FDP und Unternehmen der Lebensmittelindustrie, verlieren durch die veröffentlichten Zahlen weiter an Schlagkraft. Sie führten stets an, durch die Nulltoleranz müssten viele Lebensmittel aus dem Verkehr gezogen werden. Wie die Antwort der Bundesregierung zeigt, sind davon aber nur die wenigsten Importe betroffen. Gleiches gilt für nach Deutschland eingeführte Futtermittel. Hier wurde die Nulltoleranz bereits letztes Jahr aufgehoben. Seitdem wurde offenbar aber keine Ladung unter den neuen, großzügigeren Grenzwerten deklariert. Die Gentechnik-Expertin Heike Moldenhauer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) plädierte in der taz daher für eine Rückkehr zur Nulltoleranz auch bei diesen Erzeugnissen.

Der Streit um die Nulltoleranz von nicht zugelassener Gentechnik in Lebensmitteln geht im Herbst in eine neue Runde. EU-Verbraucherkommissar Dalli möchte das Thema dann erneut auf die Tagesordnung bringen. Die Bundesverbraucherschutz- und Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) setzte sich zuletzt für die Beibehaltung der Regelung ein, wurde dafür aber von Parteikollegen und vom Koalitionspartner FDP kritisiert.

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