Massiver Pestizideinsatz auf Brasiliens Gentech-Plantagen
03.08.2012
Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln hat in Brasilien stark zugenommen. Wie die Wirtschaftszeitung Valor Economico unter Berufung auf Angaben des brasilianischen Agrochemieverbands Sindag berichtet, ist der Verbrauch in den letzten sechs Jahren um 72 Prozent gestiegen. Zuletzt wurden 826.700 Tonnen auf landwirtschaftlichen Flächen versprüht. Gleichzeitig boomt auch der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in dem südamerikanischen Land, das zu den größten Exporteuren von Gentech-Soja und -Mais gehört.
Dass der hohe Pestizidverbrauch mit den riesigen Gentechnikplantagen zusammen hängt, lassen dem Bericht zufolge auch die Zahlen eines Staatsunternehmens vermuten, wonach die landwirtschaftlich genutzte Fläche im selben Zeitraum nur um 19 Prozent, auf insgesamt 81,7 Millionen Hektar gewachsen ist. Auf einen Hektar entfallen so 10 Kilo Chemikalien. Im Jahr 2005 waren es noch 7 Kilo, was einen Anstieg des durchschnittlichen pro-Hektar-Verbrauchs um 43 Prozent bedeutet. Und das, obwohl die Hersteller der gentechnisch veränderten Pflanzen den Landwirten niedrigeren Spritzmittelbedarf und dadurch geringere Kosten versprechen.
Die Unternehmensberatung Celeres, zu deren Kunden Agrochemiekonzerne wie Monsanto, Syngenta und BASF gehören, begründet die Zunahme des Pestizideinsatzes allgemein mit der fortschreitenden Technisierung der Landwirtschaft. Ein Vertreter sagte, es habe vor dem starken Anstieg gar „ein Problem der Unter-Dosierung“ gegeben. Für die nächsten Jahre prognostiziert Celeres allerdings eine Reduzierung der Giftmengen.
Ob diese Vorhersage eintreten wird, bleibt abzuwarten. Immerhin macht der Verkauf von Spritzmitteln einen großen Teil der Geschäfte der Agrochemiefirmen aus, die auch gentechnisch veränderte Pflanzen herstellen. Diesen ist oft eine Toleranz gegenüber den von den Unternehmen vertriebenen Herbiziden, z.B. Glyphosat oder Glufosinat, eingebaut. Zum Saatgut erwerben die Landwirte dann gleich die passenden Chemikalien. So hat sich Brasilien in den letzten Jahren zum zweitgrößten Markt für Pestizide entwickelt, 2011 wurden 8,5 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Nur in den USA, dem Mutterland der Agro-Gentechnik, ist es mehr. Und auch dort steigt der Einsatz von Spritzmitteln auf Gentechplantagen, während sich resistente Unkräuter und Insekten zu einem immer größeren Problem entwickeln.