Das PRRS-Virus (Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome) löst eine Atemwegserkrankung aus, die als die weltweit bedeutendste Schweinekrankheit gilt. Wissenschaftler:innen des schottischen Roslin-Institutes hatten mit dem Verfahren Crispr/Cas die Produktion eines bestimmten Proteins an der Oberfläche von Immunzellen verändert. Dadurch konnte das Virus diese Zellen nicht mehr attackieren und die Tiere erkrankten nicht. Das Unternehmen PIC, eine Tochter des britische Tierzuchtkonzerns Genus, setzte die Arbeit in den USA fort und beantragte dort sowie in anderen Ländern wie Kanada, China und Mexiko die Zulassung für seine PRRS-resistenten Schweine-Linien. Nachdem Brasilien, Kolumbien und die Dominikanische Republik die Vermarktung schon erlaubt hatten, gab jetzt auch die FDA grünes Licht, wie PIC mitteilte.
Dabei ist unsicher, ob die Genmanipulation das Problem tatsächlich löst. Denn das Virus gilt als extrem wandlungsfähig. „Bisherige Versuche, die PRRSV-Infektionen per Impfung zu stoppen, führten zur Entstehung neuer Virusvarianten, die sogar Teile der Impfstoffe in ihr Erbgut übernommen hatten und noch virulenter wurden“, berichtete das Münchner Institut Testbiotech. Auch bleibe abzuwarten, wie die Gentechnik-Schweine auf andere Krankheitserreger reagieren und ob ungewollte Nebenwirkungen auftreten, die durch die gentechnischen Verfahren bedingt sind. PIC hingegen verweist auf eine Studie, wonach sich das Fleisch der resistenten Schweine nicht von dem herkömmlicher Tiere unterscheide.
Allerdings schränkte PIC in seiner Mitteilung ein, dass die FDA-Zulassung nicht automatisch zur Vermarktung in den USA führe. Der Grund dafür: Die USA sind ein Nettoexporteur von Schweinefleisch. Um die resistenten Schweine erfolgreich an US-Farmer vermarkten zu können, müssen sie erst noch in wichtigen Exportmärkten wie Kanada oder Japan zugelassen werden. Das werde frühestens 2026 passieren, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Auch hänge der Erfolg davon ab, ob die Verbraucher:innen das NGT-Schwein akzeptieren. Bis dahin will PIC eine möglichst große Population resistenter Schweine aufbauen, um dann den Markt schnell bedienen zu können.
In der EU hat PIC nach eigenen Angaben bisher keinen Zulassungsantrag gestellt. Auch nicht in Großbritannien, wo der nationale Verband der Schweinehalter die US-Zulassung begrüßte. Allerdings hat sich PIC vom Europäischen Patentamt vergangenes Jahr ein Patent auf seine NGT-Tiere erteilen lassen. Testbiotech warnt, dass der Tierzuchtkonzern Genus mit den neuen patentierten, virusresistenten Schweinen seine Dominanz ausbauen könnte. „Damit droht eine Situation, ähnlich wie im Markt für transgene Pflanzen, welcher vom US-Konzern Monsanto über lange Zeit dominiert wurde.“
Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hatte im Januar 2025 ein Gutachten über Risiken vorgelegt, die auftauchen können, wenn NGT bei Tieren angewandt werden. Darin argumentierten die Gentechnikexpert:innen der EFSA ähnlich wie schon bei der Risikobewertung von NGT-Pflanzen: Solange kein fremdes gentechnisches Material eingeführt, sondern nur einzelne Gene im Erbgut geändert würden, gebe es auch keine neuen Risiken. Eine Haltung, der das Institut Testbiotech in einem Bericht widersprach: „Im Hinblick auf Tierschutz, Tierwohl und Tiergesundheit sollte der Gesetzgeber die Hürden für entsprechende Anwendungen und deren Vermarktung sehr hoch ansetzen“, lautete das Fazit des Berichts. Auch sollten Patente auf die gentechnische Veränderung von Tieren zum Zwecke der Nahrungsmittelerzeugung verboten werden. Im Juni 2025 will die EFSA ihr endgültiges Gutachten zu NGT-Tieren vorlegen. [lf]