Die Motte des afrikanischen Maiszünslers By LEMAUX Yves - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89557025

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Südafrika: Motte resistent gegen Monsanto-Mais

Forschende aus Südafrika haben nachgewiesen, dass der afrikanische Maiszünsler (Busseola fusca) Resistenzen gegen den gentechnisch veränderten Mais MON 89034 der Bayer-Tochter Monsanto entwickelt hat. Dieser Mais produziert zwei verschiedene Insektizide, die nun auch als Duo ihre Wirkung verlieren. Doch es gibt längst ökologische Methoden, die schädlichen Raupen in Schach zu halten.

Die südafrikanischen Wissenschaftler:innen wurden tätig, nachdem es 2017 und 2023 in zwei Regionen Berichte über massiven Maiszünsler-Befall von MON 89034-Feldern gegeben hatte. Über mehrere Anbauperioden sammelten sie an neun Orten lebende Raupen des Maiszünslers: auf drei besonders geschädigten Feldern mit MON 89034 und auf sechs Feldern mit konventionellem Mais. Aus all diesen Raupen züchteten sie eine neue Generation der zu den Motten gehörenden Schmetterlingsart. So konnten sie sicher sein, dass es sich um eine Resistenz handelt, die vererbt wird. Die neue Raupengeneration fütterten sie mit den beiden Insektengiften, die MON 89034 produziert: die Bt-Toxine Cry1A.105 und Cry2Ab2. Dabei stellten sie fest, dass Cry1A.105 bei keiner der Raupenpopulationen noch eine große Wirkung entfaltete. Cry2Ab2 dagegen tötete die meisten Raupen ab, deren Eltern auf konventionellen Maisfeldern gesammelt wurden. Nur die Populationen, die von Raupen von Feldern mit dem gentechnisch veränderten Mais stammten, zeigten kaum Reaktionen: Zwischen 75 und 91 Prozent der Tiere überlebten.

Die Forschenden schlossen daraus, dass von den beiden Giften in MON 89034 nur eines noch wirkt – was das Risiko deutlich erhöht, dass bei weiteren Raupen Resistenzen entstehen. Deshalb sei es wichtig, die Bildung von Resistenzen zu überwachen und wirksame Maßnahmen für das Resistenzmanagement umzusetzen, heißt es in der Studie der Nord-West-Universität im südafrikanischen Potchefstroom. Dort steht auch, dass der Bayer-Konzern, der MON 89034 vertreibt, den betroffenen Landwirten empfahl, „geeignete Insektizide einzusetzen, um die Population zu kontrollieren und weitere Schäden zu verhindern“. Anders als versprochen werden also auch bei angeblich insektenresistentem Gentechnik-Mais wieder Insektizide benötigt.

Resistenzen gegen Bt-Mais sind in Südafrika nichts Neues. Das Land ließ bereits 1999 den gentechnisch veränderten Mais MON 810 zu, der das Bt-Toxin Cry1Ab produziert. Sieben Jahre später waren die ersten Schädlinge resistent dagegen. MON 89034 war die Antwort von Monsanto auf dieses Versagen. Statt nur eines Toxins produzierte die Pflanze zwei verschiedene. Die Hoffnung: Die Zielschädlinge werden nicht so schnell resistent. 2011 wurde MON 89034 in Südafrika zugelassen. Bereits sechs Jahre später, 2017, wurde die erste Resistenz gemeldet. Weitere folgten 2022. Auch in anderen Ländern, von den USA über Brasilien bis Indien, führte der Anbau von Bt-Pflanzen zu resistenten Schädlingen. Bisher reagierten Hersteller wie Bayer/Monsanto darauf, indem sie weitere Gene in die Pflanzen einbauten, die zusätzliche Bt-Toxine bilden sollten. Inzwischen gibt es solche als „Stacked Events“ bezeichnete Pflanzen, die bis zu sechs Bt-Toxine gleichzeitig produzieren. Doch längst existieren auch Schädlinge, die mehrere Bt-Toxine ohne große Probleme wegstecken.

Zum Glück gibt es auch Maispflanzen, die den afrikanischen Maiszünsler überleben. Forschende des internationalen Mais- und Weizenforschungszentrums Cymmit in Kenia stellten bereits 2016 konventionell gezüchtete, ertragreiche Maissorten vor, die gegen den Maiszünsler und Nachernte-Schädlinge wie den Maiskäfer resistent waren. Inzwischen forschen afrikanische Wissenschaftler:innen nach den genetischen Besonderheiten, die hinter solchen Resistenzen stehen. Solche Ergebnisse ermöglichen eine schnelle und gezielte Auslese in der Züchtung (Smart Breeding). Ein Team aus Nigeria sucht nach Sorten, die sowohl gegen den Maiszünsler als auch den Herbst-Heerwurm, einen weiteren wichtigen Maisschädling in Afrika, resistent sind.

Eine weitere Möglichkeit, den Maiszünsler zu bekämpfen, sind bestimmte als Push and Pull bezeichnete Anbaustrategien. Dabei werden direkt neben dem Mais Futterpflanzen wie Napier- oder Sudangras angebaut, die die Schmetterlinge des Maiszünslers anlocken, so dass diese ihre Eier dort ablegen und nicht im Mais. Gleichzeitig haben die Graspflanzen eigene Abwehrmechanismen, um mit den Larven fertig zu werden. Dadurch nimmt die Population auf Dauer ab. Zusätzlich pflanzen die Landwirt:innen zwischen den Maisreihen Desmodium, eine Leguminosenart, die den Maiszünsler abschreckt. Vergleichende Versuche kenianischer und britischer Forschenden zeigten schon vor zehn Jahren, dass mit dieser Methode der Schädlingsbefall deutlich geringer ausfiel und sich die Erträge mehr als verdoppelten – ganz ohne Gentechnik. Ugandische Wissenschaftler:innen bestätigten drei Jahre später, dass diese Art des Anbaus auch gegen den Herbst-Heerwurm hilft. [lf]

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