Laut AgbioInvestor ist die weltweite Fläche mit klassischen gv-Pflanzen in den vergangenen fünf Jahren um gut zehn Prozent gewachsen, während sich an den sonstigen Parametern wenig geändert hat. Noch immer führen die USA die Liste an, jetzt mit 75,4 Millionen Hektar (Mio.ha). Es folgen Brasilien (67,9 Mio.ha), Argentinien (23,8 Mio.ha), Kanada (11,7 Mio.ha) und Indien mit 11,2 Mio.ha. Mit etwas Abstand folgen Paraguay, China, Südafrika, Pakistan und Bolivien. Deren gv-Flächen liegen zwischen 4,4 und 1,8 Mio.ha. Insgesamt liegen 98 Prozent aller gv-Flächen in diesen zehn Ländern.
Nach wie vor gilt auch: 99 Prozent der gesamten gv-Fläche weltweit entfallen auf nur vier Pflanzen: Soja, Mais, Baumwolle und Raps. Fast alle dieser klassischen gv-Pflanzen sind resistent gegen ein Pestizid oder können ein Insektengift produzieren. Viele Pflanzen vereinen als sogenannte stacked events beide Eigenschaften. Weltweit wächst dem Bericht zufolge gv-Soja auf 105 Mio. ha, was drei Viertel der weltweiten Sojaanbaufläche ausmacht. Bei Mais entsprechen die 68,4 Mio. ha für gv-Mais einem Drittel der weltweiten Anbaufläche. Bei Baumwolle sind es 24,2 Mio. ha, was einem gv-Anteil von 78 Prozent entspricht. Die 10,4 Mio. ha für gv-Raps machen etwa ein Viertel der weltweiten Anbaufläche dieser Pflanze aus.
Den Top 4 der klassischen gv-Pflanzen folgen mit 1,1 und 0,5 Mio. ha Alfalfa und Zuckerrüben. Alfalfa, auch Luzerne genannt, wird in den USA als Viehfutter angebaut. Sie kommt dort seit mehr als zehn Jahren nur auf einen Flächenanteil von knapp 20 Prozent. Die Top 4 der gv-Pflanzen dagegen haben in den USA jeweils einen Flächenanteil von mehr als 90 Prozent. Herbizidresistente Rüben wachsen in den USA und Kanada. Zuckerrohr wird in Brasilien und Indonesien kultiviert, zusammen auf rund 60.000 ha. Mit 48.000 ha folgt auf Platz 8 gv-Weizen, der nur in Argentinien angebaut wird. Eine herbizidresistente Aubergine wächst nur in Bangladesh und dort lediglich auf 3.000 ha Fläche.
Auf dem Markt ist diese Aubergine bereits seit 2014 und wird seitdem von der weltweiten Gemeinde der Agrogentechnik-Fans als Durchbruch gefeiert. Tatsächlich aber geht die Anbaufläche seit 2021 immer weiter zurück. Auch das seit 2019 im gentechnikfreundlichen Brasilien angebaute Zuckerrohr und der angeblich dürretolerante HB4-Weizen in Argentinien konnten sich sich auf dem Markt bisher nicht durchsetzen. Auffällig ist, dass im neuen AgbioInvestor-Bericht die in Hawaii und China wachsenden gv-Papayas ebenso fehlen wie die in den USA produzierten nicht bräunenden gv-Äpfel von Arctic Apple. Vermutlich haben die Analysten gv-Bäume ausgeblendet, weil ihr Focus auf Feldfrüchten liegt. Allerdings gibt es auch keine Anbauzahlen zu gv-Kartoffeln, gv-Kürbis und gv-Färberdisteln, die 2019 im letzten Bericht der ISAAA noch mit jeweils einigen Tausend Hektar aufgeführt wurden. Auch fehlen im Bericht Angaben zu Augenbohnen (Cow Peas), die in Nigeria seit 2019 für den kommerziellen Anbau zugelassen sind. Das lässt darauf schließen, dass sich diese Produkte nicht behaupten konnten. Pflanzen, die mit neuen gentechnischen Verfahren entwickelt wurden, sind in dem Bericht ausgeklammert. Da sie bisher kaum angebaut werden, gibt es auch keine nennenswerten NGT-Flächen.
Ähnlich wie bei den gv-Pflanzen jenseits der Top 4, stagniert auch bei den meisten Anbauländern mit kleinen Flächen die Entwicklung. AgbioInvestor führt jenseit der Top Ten noch 18 Länder auf, die zusammen auf 4,8 Mio. ha kommen und alle auch schon im ISAAA-Bericht von 2019 dabei waren. Darunter finden sich mit Spanien und Portugal zwei europäische Staaten, in denen Landwirt:innen noch den gv-Mais MON810 der Bayertochter Monsanto anbauen: 65.000 ha in Spanien und 1.000 ha in Portugal. In Süd– und Mittelamerika wachsen in Uruguay auf 1,5 Mio. ha. gv-Mais und Sojabohnen. Kleine Flächen vor allem mit Mais oder Baumwolle gibt es auch in Kolumbien, Honduras, Chile und Mexiko. In Afrika wurden geringe Mengen an gv-Baumwolle im Sudan, in Äthiopien, Kenia, Malawi und Eswatini gepflanzt. Für Asien und den Pazifik nennt der Bericht, geordnet in absteigender Größe der Anbaufläche, Australien mit gv-Raps und Baumwolle, die Philippinen mit Mais, Vietnam mit Mais, Myanmar mit Baumwolle, Indonesien mit Mais und Zuckerrohr, Bangladesh mit Auberginen.
Woher stammen die Daten? AgbioInvestor listet auf seiner Webseite die Quellen für jedes Land auf. Oft sind es nationale Statistiken oder Übersichten von Genehmigungsbehörden, manche Angaben stammen auch von Organisationen, die Agro-Gentechnik fördern. Für Entwicklungsländer griffen die Marktanalysten häufig auf die Länderberichte des US-Landwirtschaftsministeriums zurück. AgbioInvestor bietet auch eine Datenbank mit sämtlichen Zulassungen, die weltweit mit klassischer Gentechnik veränderte Pflanzen erteilt wurden.
In früheren Jahren hatte die International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA) jährliche Berichte über den Anteil an gv-Pflanzen veröffentlicht. Der letzte dieser Berichte erschien 2019 und ging damals von einer Fläche von 190,4 Mio. ha aus. Die Zahlen der Agrogentechnik-Lobbyorganisation galten Kritiker:innen als leicht geschönt. AgbioInvestor hat in seinem Bericht auch eine Zeitreihe veröffentlicht und gibt die gv-Fläche für 2019 mit 186,4 Mio. ha an. Erklären lässt sich der Anstieg in den letzten fünf Jahren mit einer deutlichen Ausweitung der Anbauflächen für Mais und Soja, insbesondere in Brasilien und den USA. Dieser Anstieg hat Rückgänge der gv-Anbauflächen etwa in Indien, Kanada, Mexiko oder Australien mehr als ausgeglichen. [lf]