Bosque de Eucaliptos, Foto: Javier T https://bit.ly/3d4VTCr, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/
Bosque de Eucaliptos, Foto: Javier T https://bit.ly/3d4VTCr, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Brasilien: Widerstand gegen glyphosatresistente Eukalyptusbäume

09.09.2022

Die brasilianische Gentechnikbehörde CTNBio hat den kommerziellen Anbau einer Eukalyptus-Linie erlaubt, deren Gene so manipuliert wurden, dass sie das Totalherbizid Glyphosat überlebt. Entwickelt wurde sie für den größten Papier- und Zellstoffhersteller Brasiliens. Dessen bislang gentechnikfreie Plantagen waren vom FSC (Forest Stewardship Council) als nachhaltig zertifiziert worden. Im Oktober könnte der FSC nun Ausnahmen von der gentechnikfreien Produktion beschließen.

Im November 2021 erteilte CTNBio dem Unternehmen Suzano Papel e Celulose die Erlaubnis, die gentechnisch veränderte (gv) Eukalyptus-Linie 751K032 kommerziell anzubauen. Wie der Nachrichtenpool Lateinamerika berichtete, haben sich inzwischen mehr als 50 Umweltorganisationen dagegen verbündet. Sie fordern CTNBio in einer Petition auf, die Zulassung zurückzuziehen, und wollen erreichen, dass auch die Bundesstaatsanwaltschaft tätig wird. Die Organisationen sehen im dem gv-Eukalyptus „eine ernsthafte Bedrohung für das Leben, die Gesellschaft und die Natur“. Zudem sei die Zulassung „ohne demokratische Konsultation der brasilianischen Zivilgesellschaft und der Gemeinden in den Gebieten, in denen die Plantagen angelegt werden sollen, erfolgt“, heißt es in der Petition. In Deutschland unterstützt die Organisation „Rettet den Regenwald“ das Anliegen. Denn Papier von Suzano gibt es auch hierzulande – mit FSC-Siegel. Laut „Rettet den Regenwald“ steckt der Zellstoff aus Brasilien in Kleenex-Tüchern oder Pampers-Windeln.

In dem lateinamerikanischen Land ist Suzano der größte Hersteller von Papier und Zellstoff – vor allem aus Eukalyptus-Bäumen. Der Konzern besitzt nach eigenen Angaben 2,4 Millionen Hektar Land, von denen 1,5 Millionen Hektar mit Eukalyptus bepflanzt sind. Dieses Holz verarbeiten elf Fabriken, die jährlich zehn Millionen Tonnen Zellstoff produzieren - überwiegend für den Export. Eine weitere Fabrik mit einer Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen Zellstoff soll bis 2024 entstehen – zusammen mit neuen rohstoffliefernden Eukalyptus-Plantagen. Diese lassen sich leichter anlegen, wenn konkurrierendes Unkraut mit Glyphosat totgespritzt werden kann, während die Baumsetzlinge weiterwachsen. Die brasilianischen Umweltorganisationen weisen in ihrer Petition auch auf die Probleme hin, die schon jetzt mit den konventionellen Plantagen verbunden sind: Wasserknappheit und Landraub zu Lasten indigener Völker.

Trotz dieser bekannten ökologischen und sozialen Folgen, über die etwa das Umweltportal Mongabay berichtete, sind Plantagen und Produkte von Suzano vom FSC zertifiziert, dessen Siegel Verbraucher*innen eine nachhaltige Waldwirtschaft garantieren soll. Suzano nutzt die Zertifizierung, um sich als Unternehmen darzustellen, das nachhaltig arbeitet und sich für den Klimaschutz engagiert. Regenwaldschützer hatten dem FSC schon 2009 Greenwashing zugunsten des brasilianischen Konzerns und seiner Eukalyptus-Monokulturen vorgeworfen. 2014 kam ein weiterer Vorwurf hinzu: Suzano hatte das Gentechnik-Unternehmen FuturaGen gekauft, das einen angeblich besonders ertragreichen gv-Eukalyptus entwickelt hatte.

Auch für diesen gv-Eukalyptus H421 hatte Suzano damals eine Zulassung bei CTNBio beantragt. Dieses Engagement sei ein Verstoß gegen die Prinzipien des FSC, schrieb daraufhin die Kampagne für einen Stop von gentechnisch veränderten Bäumen an den FSC, unterstützt von zahlreichen Umweltorganisationen. Denn die FSC-Prinzipien verbieten bislang jeglichen kommerziellen Anbau von gv-Bäumen im gesamten zertifizierten Unternehmen. Als die gv-Eukalyptus-Sorte H421 im Jahr 2015 zugelassen wurde, blieb Suzano trotzdem FSC-zertifiziert. Dafür verzichtete der Konzern vorerst auf den kommerziellen Anbau dieses gv-Eukalyptus.

Hinter den Kulissen habe Suzano jedoch versucht, die FSC-Position zu verändern, berichtete Forstaktivist Chris Lang auf der Webseite des World Rainforest Movement. Offenbar mit Erfolg: Im September 2021 forderte der FSC seine Mitglieder auf, „zu bewerten, ob das Verbot des kommerziellen Einsatzes von Gentechnik in nicht zertifizierten Plantagen und Produkten weiterhin angemessen ist.“ Wie es aussieht, will man es zertifizierten Unternehmen ermöglichen, Teile ihres Anbaugebiets aus der Zertifizierung herauszunehmen. Suzano könnte gv-Eukalyptus also in großem Stil anbauen, diese Plantagen und daraus entstehende Produkte würden aber nicht zertifiziert. Um dies zu verhindern, hat die Kampagne zum Stop von gv-Bäumen aufgerufen, Protestschreiben an den FSC zu schicken. Frist ist 5. Oktober. Denn von 9. bis 14. Oktober treffen sich die Mitglieder des FSC zur Vollversammlung und entscheiden dabei auch über die künftige Haltung der Organisation zu Gentechnik-Bäumen. [lf]

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