Raps Schweiz Basel
Greenpeace machte 2012 auf Gentechnik-Raps am Rheinhafen in Basel aufmerksam (Foto: Patrik Tschudin / flickr, Lizenz: creativecommons.org/licenses/by/2.0)-+-

Risikoabschätzung: Wenn Gentech-Pflanzen sich vom Acker machen

05.03.2020

Gentechnisch veränderte Pflanzen können ihr Erbgut an verwandte Wildpflanzen weitergeben oder selbst auswildern. Welche Risiken das mit sich bringt, wird allerdings bei der Zulassung dieser Pflanzen nur unzureichend untersucht. Auf diese Lücke hat das industrieunabhängige Forschungsprojekt Rages hingewiesen und fordert Konsequenzen: Was entkommen kann, darf nicht freigesetzt werden.

Im Rahmen von Rages hat das Institut Testbiotech zusammen mit weiteren Wissenschaftlern die Risikoabschätzung für gentechnisch veränderte Pflanzen durch die EU-Lebensmittelbehörde EFSA unter die Lupe genommen. Parallel dazu trugen die Wissenschaftler systematisch die Studien zusammen, die sich mit den ungewollten Nachkommen gentechnisch veränderter Pflanzen in freier Wildbahn beschäftigten. Dabei zeigte sich, dass bei diesen Nachkommen auch unerwartete Effekte auftraten, die bei den ursprünglichen Gentech-Pflanzen nicht beobachtet worden waren. Beschrieben wurden unter anderem eine größere Anzahl von Samen oder Pollen, erhöhte Stressresistenz und andere biologische Veränderungen. Als Ursachen dieser Effekte wurden Umwelteinflüsse oder Interaktionen im Erbgut der Nachkommen benannt. Mögliche Risiken seien eine verstärkte Ausbreitung der neuen Pflanzen, die zur Destabilisierung von Ökosystemen führen könnte, heißt es in einem Aufsatz, den die Rages-Wissenschaftler in der Fachtzeitschrift Environmental Sciences Europe veröffentlicht haben.

„Das Risiko betrifft unter anderem gentechnisch veränderte Pflanzen wie Raps in den USA, Kanada und Australien, Leindotter in den USA, Reis in asiatischen Ländern oder auch Kuhbohnen in Afrika”, sagt Christoph Then von Testbiotech, einer der Verfasser der Publikation: Auch die EU könne davon betroffen sein, wenn etwa keimfähige, gentechnisch veränderte Rapskörner beim Transport in die Umwelt gelangten. „Die daraus entstehenden Pflanzen können in der Umwelt überleben und sich unkontrolliert ausbreiten“, warnt Then. Beispiele dafür gab es bereits in Deutschland, der Schweiz und Japan. Noch gravierender sei das Risiko bei der gezielten Freisetzung gentechnisch veränderter Insekten und bei neuen Anwendungen wie Gene Drives, die die Verbreitung künstlich im Labor erzeugter Eigenschaften noch beschleunigen.

Vor diesem Hintergrund schlagen die Rages-Autoren vor, ein neues Ausschlusskriterium einzuführen: "Kann eine unkontrollierte Ausbreitung von Gentechnik-Organismen nicht verhindert werden, darf deren Freisetzung nicht genehmigt werden." Dies müsse auch für Importe keimfähiger Gentech-Saaten gelten, bei denen eine Kontamination der Umwelt nicht ausgeschlossen werden könne. Denn das Risiko negativer Folgen für die Umwelt sei zu groß. [lf]

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