Die Verbraucher lehnen genveränderte Pflanzen ab. "Die Landwirte wollen sie nicht." Sie habe den politischen Willen, den Gentechnik-Mais in Deutschland zu verbieten, so Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner in einem Interview mit der Berliner Zeitung im Februar dieses Jahres. Dies hat sie nun, zwei Monate später auch getan. Nur dass sie von einer politischen Entscheidung nichts mehr wissen will. Aigner weist heute jede politische Motivation, den Gentechnik-Mais MON 810 zu verbieten, entschieden von sich. Das Verbot sei eine rein wissenschaftlich begründete Einzelfallentscheidung. Die brauchte sie jedenfalls, um das Verbot juristisch abzusichern. Bio-Wissenschaftler zeigen sich jedoch wenig überzeugt: "Es handelt sich um eine rein politische Entscheidung, die nichts mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun hat", sagt der Präsident des VBIO, Rudi Balling. Gerade der Ministerin, die sich so an die Wissenschaft klammert, wird nun vorgeworfen, den Forschungsstandort Deutschland zu gefährden. Das will Aigner nicht auf sich sitzen lassen und gibt sich im neuesten Interview mit der FAZ denn auch betont forschungsfreundlich. Auch auf EU-Ebene, wo demnächst die Zulassung neuer Gentechnik-Pflanzen ansteht, will Aigner nicht gegen die Gentechnik zu Felde ziehen, sagte sie gegenüber der FAZ.
Aber auch die Wissenschaft kann Frau Aigner die Entscheidung einer klaren Politischen Linie nicht abnehmen. Nicht umsonst klagen Wissenschaftler, dass Ergebnisse ihrer Forschung stark von den Auftraggebern gesteuert werden und gefunden wird, wonach gesucht werden soll. Kaum verwunderlich also, dass in den Medien bereits die Studie zu den gefährdeten Marienkäfern, die vom BMELV zum Verbot herangezogen wurden, auseinander genommen wird. Überzeugender wäre es also, offen eine politische Entscheidung zu treffen. Vielleicht einfach, weil die Agro-Gentechnik dem "Menschen hierzulande bisher keinen erkennbaren Nutzen bringt"? Diesen Standpunkt vertrat Ilse Aigner jedenfalls noch im Februar.