Teosinte
Teosinte und Mais werden in einem Biomasse-Forschungsprojekt in Wisconsin untersucht (Foto: Erica Nelson, GLBRC Communications, bit.ly/29gMxx5, creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0)

Teosinte-Problem: Madrid sieht keinen Bedarf für Gentech-Beschränkung

05.07.2016

Spanien ist das einzige EU-Land, in dem in größerem Umfang gentechnisch veränderter Mais wächst. Seit einiger Zeit breitet sich dort eine aus Amerika eingeschleppte Urform des Mais aus: Teosinte. Agrar- und Umweltverbände befürchten, dass Gene des in Spanien angebauten Monsanto-Gentech-Maises auf den Verwandten übergehen könnten. Madrid will aber keine Vorsorgemaßnahmen ergreifen.

So schrieb das Landwirtschaftsministerium Ende Juni an den spanischen Agrarverband Coordinadora de Organizaciones de Agricultores y Ganaderos (COAG), dass Vorkommen von Teosinte sei in erster Linie ein Unkrautproblem. Dieses betreffe Mais allgemein, also sowohl konventionelle als auch gentechnische Sorten. Deshalb seien einseitige Maßnahmen - zum Beispiel ein vom Verband gefordertes Anbauverbot für den Monsanto-Mais MON810 - nicht gerechtfertigt.

COAG hatte zusammen mit anderen spanischen und europäischen Agrar-, Verbraucher- und Umweltverbänden gefordert, dass der gentechnisch veränderte Mais nicht mehr angebaut werden dürfe, bis man Teosinte im Griff habe. Denn MON810 sondert - wie die meisten Gentechnik-Maisvarianten - ein Insektengift ab. Um das zu erreichen, wurde ihm Bakterien-DNA eingebaut. Die NGOs mahnen, es drohe eine unkontrollierbare Ausbreitung dieses Genkonstrukts, wenn der Monsanto-Mais und Teosinte sich kreuzten. „Falls sich die Teosinte tatsächlich die Transgene aus MON810 aneignet und anfängt, ein Insektengift zu produzieren, werden Umwelt und Landwirte einem nicht kalkulierbaren Risiko ausgesetzt“, warnte Christoph Then vom Münchner Verein Testbiotech.

„Niemand weiß, wie die Teosinte nach Spanien gelangt ist, aber sie breitet sich schnell aus und verursacht bereits heute erheblichen Schaden bei Landwirten, die Mais anbauen“, so María Carrascosa von Red de Semillas „Resembrando e Intercambiando“. „Wenn der Gen-Austausch erst einmal stattgefunden hat, kann es sehr schwierig und sehr teuer werden, die Pflanzen wieder zu entfernen und den Schaden für die Umwelt und die Landwirte zu begrenzen.“

MON810 ist zurzeit die einzige Gentechnik-Pflanze, die in der EU angebaut werden darf. Neben Spanien gab es 2015 kleine Anbauflächen in Portugal, Tschechien und der Slowakei. Tendenz: weiter schrumpfend.

Unklar ist, ob die EU die Anbaugenehmigung für den Monsanto-Mais verlängert. Für kommenden Freitag steht das Thema auf der Tagesordnung eines EU-Ausschusses, in dem sich Vertreter der Mitgliedstaaten und der Kommission treffen. Auch die bislang nicht zugelassenen Gentechnik-Maisvarianten Bt11 und 1507 sind dann wieder im Gespräch. Beobachter erwarten für diese Sitzung aber keine Abstimmung. [dh]

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