Thierry Vrain
Der Gentechnik-Experte Thierry Vrain wurde vom Befürworter zum Skeptiker (Foto: Synergy Magazine, www.synergymag.ca)

Kanadier fordern: Gentechnik-Skeptiker ins Staatsfernsehen!

21.08.2013

Thierry Vrain war jahrzehntelang Gentechnik-Befürworter in offizieller Mission. Der Boden- und Molekularbiologe vertrat die gentechnik-freundlichen Positionen des kanadischen Landwirtschaftsministeriums gegenüber der Öffentlichkeit, führte selbst Versuche mit transgenen Pflanzen durch. Im Ruhestand vollzog Vrain eine 180-Grad-Wende – angesichts wissenschaftlicher Publikationen, die seinen früheren Annahmen widersprechen, erklärte er in einem Beitrag für die Vancouver Sun. Doch breitere Aufmerksamkeit hat Vrain noch nicht erfahren. Das soll sich nun ändern. Eine Petition fordert den staatlichen Rundfunksender CBC auf, Vrain zu einem Interview einzuladen – um eine kritische Debatte über die Agro-Gentechnik voranzubringen.

Gestartet wurde die Petition von den „Freunden von Dr. Thierry Vrain“ - nach eigenen Angaben, ohne den Wissenschaftler vorher zu fragen. Dieser sei mittlerweile aber informiert und habe sein Einverständnis gegeben, schreibt die Gruppe auf change.org. Knapp 1.500 Personen haben das Ansinnen bislang unterzeichnet. Die Forderung: Der Chef-Nachrichtenkorrespondent von CBC, Peter Mansbridge, möge Vrain in seine tägliche Sendung „The National“ einladen und mit im über gentechnisch veränderte Pflanzen und die Zukunft der Landwirtschaft sprechen.

Vrain gab in seinem Text für die Vancouver Sun und in einem öffentlichen Vortrag vor allem zu Bedenken, wie viele Unklarheiten und Lücken im wissenschaftlichen Wissen es bezüglich der gentechnischen Veränderung von Pflanzen gibt. Man sei früher davon ausgegangen – und einige Behörden und Agrarkonzerne täten dies bis heute – dass jedes Gen für die Produktion von genau einem Protein zuständig sei. Daher habe man geglaubt, man könne ganz gezielte Modifikationen vornehmen, ohne andere Funktionen und Eigenschaften der Pflanzen zu beeinträchtigen. Das habe sich als falsch herausgestellt, so Vrain.

„Ich habe meine Meinung in den letzten 10 Jahren geändert“, erklärte der Biologe. Es gebe zahlreiche Studien, vor allem aus hochangesehenen europäischen Laboren, veröffentlicht in prestigeträchtigen Fachzeitschriften, die die Sicherheit von gentechnisch modifizierten Lebensmitteln in Frage stellten. „Ich widerspreche den Behauptungen der Biotechnologie-Unternehmen, dass ihre veränderten Pflanzen höhere Ernten abwerfen, dass sie weniger Pestizide benötigen, dass sie keine Auswirkungen auf die Umwelt haben und, natürlich, dass es sicher ist, sie zu essen“, schrieb Vrain.

Die „Freunde von Dr. Thierry Vrain“ hoffen, mit einem Auftritt des Wissenschaftlers im Fernsehen eine Debatte auslösen zu können. Wie auch in den USA ist in Kanada ein großer Teil der Nutzpflanzen gentechnisch verändert. Laut der Gentechnik-Lobbyorganisation ISAAA wuchsen die transgenen Pflanzen im letzten Jahr auf 11,6 Millionen Hektar. Angebaut werden vor allem transgener Mais und Raps, die systematisch mit Herbiziden besprüht werden können oder, wie im Fall des Monsanto-Maises MON810, ein eigenes Insektizid absondern. [dh]

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