Schimpanse Affe
Gentechnisch veränderte Affen sollen in Tierversuchen eingesetzt werden (Foto: Nils Rinaldi / flickr, CC BY 2.0)

Australische Firma erhält weiteres Patent auf Gentechnik-Affen

08.08.2013

Trotz harscher Kritik an Patenten auf Lebewesen hat das Europäische Patentamt in München erneut eines erteilt. Ende Juli erhielt die australische Firma Bionomics geistige Eigentumsrechte an gentechnisch veränderten Tieren zugesprochen, die ein bestimmtes Gen aus dem menschlichen Erbgut tragen – darunter Schimpansen, aber auch Katzen, Hunde und Schweine. Bionomics will Gentech-Tiere für medizinische Versuche entwickeln und verkaufen. Die Organisation Testbiotech erhebt schwere Vorwürfe gegen die Firma und das Patentamt.

Einer der Kritikpunkte, die Testbiotech in einer Pressemitteilung aufwirft: Bionomics habe keineswegs eine Erfindung hervorgebracht. Vielmehr habe die Firma lediglich ein natürliches, im menschlichen Körper vorhandenes Gen entdeckt. Dieses soll dann isoliert und in die Tiere übertragen werden, so dass verschiedene Krankheiten auftreten können – um anschließend mit neuen Medikamenten behandelt zu werden. Reicht eine solche Entdeckung, um ein Stück Natur zu privatisieren, dazu noch ein so sensibles wie menschliche oder tierische Gene? Nein, meint Testbiotech, und verweist dazu auf die USA, wo Biopatente eigentlich recht großzügig vergeben werden: Dort hat der Oberste Gerichtshof vor kurzem Patente auf menschliches Erbgut als nicht verfassungsgemäß bewertet.

Für Bionomics ist es es nicht das erste Patent auf gentechnisch veränderte Tiere. So hält die Firma seit 2010 schon ein europäisches Patent auf Schimpansen mit eingefügten Genen, die Epilepsie auslösen. Beim jetzigen Fall geht es um verschiedene Krankheitssymptome, das Unternehmen verspricht sich neue Erkenntnisse für die Behandlung von Krebs oder Nervenkrankheiten. Das aus dem menschlichen Erbgut isolierte Gen, das einige Probleme auslösen kann, wird dazu den Tieren eingepflanzt. Bionomics erhebt dabei Ansprüche auf mehrere Lebewesen. Im Antrag auf das Patent heißt es: „Genetisch modifiziertes nichtmenschliches Tier, das aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus Ratten, Mäusen, Hamstern, Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden, Katzen, Ziegen, Schafen, Schweinen und nichtmenschlichen Primaten, wie z. B. kleineren Affen oder Schimpansen besteht.“

Ethische Bedenken spielen für die Firma aus Sicht der Kritiker keine Rolle. „Wir kennen kein anderes Unternehmen, das so viele dieser umstrittenen Patente beantragt hat. Bionomics gehen die Geschäfte anscheinend über alles“, monierte Christoph Then von Testbiotech. „Dabei wird gerade von Menschenaffen angenommen, dass sie über ein menschenähnliches Bewusstsein verfügen.“ Die Patentinhaber hätten ein Interesse daran, möglichst viele Gentech-Tiere zu verkaufen – so steige der Druck, umstrittene Tierversuche durchzuführen. Then sieht auch die Investoren des australischen Unternehmens in der Pflicht, solche Patentansprüche einzudämmen. „Die Investoren von Bionomics, zu denen auch viele namhafte Banken gehören, müssen sich fragen lassen, warum sie nicht die Einhaltung ethischer Grenzen verlangen.“ Zu den Banken zählen laut Internetauftritt von Bionomics die HSBC-Bank, UBS, JP Morgan, Citicorp und BNP Paribas. [dh]

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