Gericht Justiz
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Strafanzeige: Monsanto sammelte Daten von Glyphosat-Kritikern

13.05.2019

Die französische Justiz ermittelt gegen die Bayer-Tochter Monsanto. PR-Agenturen sollen im Auftrag des Unternehmens 2016 illegale Listen von kritischen Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten angelegt haben. Bayer hält es für sehr wahrscheinlich, dass auch Deutschland und andere europäische Staaten betroffen sind, teilte der Konzernbeauftragte Matthias Berninger mit.

„Zweihundert Namen. Politiker und Beamte, Journalisten, Leiter von Berufs- und öffentlichen Organisationen und sogar Wissenschaftler. Zeile für Zeile werden ihre Identitäten und Meinungen zu Glyphosat, Pestiziden oder GVO in zwei sorgfältig ausgefüllten Tabellen dargestellt.“ Mit diesen Worten beginnt die französische Tageszeitung Le Monde ihren Bericht. Ihr und dem Sender France 2 waren USB-Sticks mit diesen Listen zugespielt worden. Die Daten stammten von der PR- und Lobby-Agentur Fleishman-Hillard, die von Monsanto beauftragt worden war, sie bei der Verteidigung von Glyphosat zu unterstützen. Laut Le Monde ist in Frankreich die Einrichtung einer Datenbank mit personenbezogenen Daten, die „die politischen und philosophischen Meinungen einer Person ohne deren Zustimmung offenbart“, verboten. Die Tageszeitung und France 2 erstatteten Anzeige, da auch eigene Journalisten auf der Liste standen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die in der Liste enthaltenen Persönlichkeiten werden in Kommentaren eingeteilt in verschiedene Kategorien von Befürwortern und Gegnern einer Wiederzulassung von Glyphosat, die damals in der EU anstand und stark umstritten war. Überschrieben waren die Kategorien etwa mit „potenzieller Verbündeter, zu rekrutieren“, „Stakeholder, muss erzogen werden“ oder „zu überwachen“. Aufgeführt wird neben anderen die damalige französische Umweltministerin Ségolène Royal mit dem Hinweis, dass sie „Anti-Glyphosat“ eingestellt und ihre Stimme „zu isolieren“ sei. Bei anderen Aufgeführten finden sich Hinweise auf Hobbies wie Golf oder Tennis.

Bayer entschuldigte sich für das Vorgehen der Tochterfirma Monsanto. „Dies ist nicht die Art, wie Bayer den Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen und der Gesellschaft suchen würde“, hieß es in der Erklärung. Bayer werde eine externe Anwaltskanzlei damit beauftragen, das von Monsanto verantwortete Projekt zu untersuchen. Die Kanzlei werde auch allen in den Listen aufgeführten Personen Auskunft darüber geben, welche Informationen von ihnen gespeichert wurden. Die Zusammenarbeit mit den betreffenden externen Dienstleistern werde vorerst auf Eis gelegt.

Juristische Probleme drohen Bayer in Frankreich auch von anderer Seite. Rund 2.000 Bürger haben den Konzern inzwischen verklagt, weil er ihr Leben gefährde. Der Beleg: Urinproben, die in Anwesenheit eines Gerichtsvollziehers abgegeben und in denen anschließend Glyphosat nachgewiesen wurde. „Pisseur de Glyphosate“ nennt sich die Gruppe. [lf]

Update 14.5.: Laut Bayer ist wahrscheinlich ganz Europa betroffen.

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