Labor DNA Forschung
Ein DNA-Forschungslabor des US-Energieministeriums (Foto: Lawrence Berkeley Nat'l Lab - Roy Kaltschmidt, DNA Analyzers at the Joint Genome Institute, http://bit.ly/1tvPZ15, creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0)

USA: Neue Gentechnikverfahren kommen ohne Tests auf den Acker

20.02.2018

In den USA dürfen immer mehr Pflanzen, die mit Genome Editing manipuliert wurden, ohne Zulassung als gentechnisch veränderter Organismus (GVO) vermarktet werden. Der Entwickler einer Pflanze muss lediglich der zuständigen Behörde APHIS im US-Landwirtschaftsministerium darlegen, mit welchem Verfahren er welche Änderungen im Erbgut hervorgerufen hat.

59 solcher Anfragen sind inzwischen bei der Behörde eingegangen. Die meisten Anfragen der vergangenen zwei, drei Jahre betrafen Pflanzen, die mit Genome Editing verändert wurden, also neuen Methoden der Genveränderung wie Crispr/Cas. APHIS entscheidet nach Aktenlage binnen Wochen darüber, ob die Pflanze eine Zulassung braucht oder nicht. In den wenigsten Fällen bestand die Behörde auf einer Zulassung nach dem US-Gentechnikrecht.

Das US-Unternehmen Calyxt will noch in diesem Jahr eine Sojabohne auf den Markt bringen, deren Fett mehr Ölsäure enthält. Das Unternehmen entwickelt auch Mehltau-resistenten Weizen, verschiedene Kartoffeln sowie Luzerne, die APHIS ebenfalls von der Zulassung freigestellt hat. Freigaben für editierte gv-Pflanzen erhielten auch andere Unternehmen: Der Agrarkonzern DuPont für einen Mais mit veränderter Stärkzusammensetzung, das Unternehmen Yield10 Bioscience für veränderte Leindotter-Sorten, die höhere Erträge liefern sollen. Langsam wachsende Gräser, trockentolerante Sojabohnen oder Zuchtpilze, die beim Anschneiden nicht braun werden, sind weitere unregulierte Pflanzen, die in naher Zukunft auf den Markt kommen sollen.

„CRISPR-editierte Pflanzen erreichen in Rekordzeit den Markt“, schrieb im Januar die Fachzeitschrift Nature Biotechnology und zitierte den Geschäftsführer von Yield10: „Wäre unser Leindotter als gentechnisch verändert eingestuft worden, hätte das Zulassungsverfahren mindestens sechs Jahre gedauert und 30 bis 50 Millionen Dollar gekostet.“ So hätte sein Unternehmen nur zwei Jahre gebraucht, um die Anfrage vorzubereiten und bereits nach zwei Monaten hätte das Ministerium geantwortet. Der Nachteil aus Sicht der Verbraucher: All diese gen-editierten Pflanzen wurden nicht auf mögliche gesundheitliche Folgen überprüft. Die Verbraucher können ihnen auch nicht ausweichen, da sie nicht gekennzeichnet werden müssen und es keine geeigneten Nachweismöglichkeiten gibt.

„Die USA verdrängen die Risiken der Gentechnik weitgehend. Das erinnert an den Umgang der derzeitigen US-Regierung mit dem Klimawandel“, kommentiert Christoph Then von Testbiotech die Entwicklung. Betroffen davon können mittelfristig auch Verbraucher in der EU sein, wenn gen-editierte Pflanzen unerkannterweise in die EU importiert werden. „Die EU muss jetzt klarmachen, dass sie auf Nachweisverfahren und Risikoprüfung besteht, egal ob es sich um neue oder alte Gentechnik handelt“, fordert deshalb Christoph Then. Gentechnik-Befürworter hingegen versuchen, auch in der EU ähnlich lasche Zulassungsregeln wie in den USA zu erreichen – und malen Schreckgespenste von Handelskriegen an die Wand, sollte die EU das Genome Editing dem Gentechnikrecht unterstellen: „Die einzige Lösung wäre, den Agrarhandel mit den USA in bestimmten Sektoren vollständig einzustellen“, schreibt die Pro-Gentechnik-Plattform Transgen. [lf]

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