EFSA
Das Hauptgebäude der EFSA in Parma (Foto: Lucio Rossi / EFSA)

Gentechnik-Risiken: Chance verpasst

15.06.2015

Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hat ihr Gentechnik-Expertengremium neu besetzt. Kritiker sehen keine Verbesserung: einige der Berufenen seien alte Bekannte – mit Verbindungen zur Industrie.

Alle drei Jahre werden die Expertengruppen der EFSA neu zusammengesetzt, Mitglieder können bestätigt oder ausgetauscht werden. Im Juli beginnt für 167 Berufene eine neue Amtszeit. Es handele sich um „sehr hoch qualifizierte Wissenschaftler“, so ein EFSA-Mitarbeiter.

Doch der Verein Testbiotech aus München sieht keinen Anlass zu Freude. Einige der Mitglieder der Gentechnik-Kommission der Behörde hätten bereits früher dort gesessen – und „zum industrielastigen Ruf des Gremiums beigetragen“. Testbiotech nennt unter anderem Jeremy Sweet, einen britischen Gentechnik-Forscher und Inhaber einer Beratungsfirma. Er sei „in verschiedenen industrienahen Organisationen aktiv“, so die Kritik.

Dazu gehöre die International Society for Biosafety Research, die wiederum den Industrielobbyisten des International Life Sciences Institute (ILSI) nahestehe. Laut Sweets eigener Erklärung zu möglichen Interessenkonflikten, die alle EFSA-Experten abgeben müssen, ist er seit 2007 dort tätig und organisierte unter anderem zwei Tagungen zur Biosicherheitsforschung.

Kritik äußert Testbiotech auch an der Neuberufung der Belgierin Adinda De Schrijver. Die Biologin habe mehrere Publikationen des International Life Sciences Institute (ILSI) mitverfasst. Tatsächlich findet sich auf der ILSI-Website eine schriftliche Zusammenfassung einer Fachtagung, die eine ILSI-Stiftung 2012 in Washington veranstaltete. Darin wird De Schrijver als Mit-Autorin genannt. Bei der Tagung ging es darum, welche Insekten in Studien zu den Auswirkungen von Gentechnik-Pflanzen, die eigene Insektizide absondern, genutzt werden können.

Die EFSA, die für die Risikobewertung neuer Produkte in der EU – einschließlich Gentechnik-Organismen – zuständig ist, wurde in den letzten Jahren immer wieder kritisiert, weil sie auf industrie-nahe Experten zurückgreife. Für großes Aufsehen sorgte der Fall einer hochrangigen Angestellten, die 2012 direkt zu ILSI wechselte. Daraufhin verweigerte das EU-Parlament der Behörde die Entlastung für das Finanzjahr 2010. [dh]

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