Olivenfliege Schädling Gentechnik
Mittels Gentechnik sollen Schädlinge dezimiert werden - z.B. die Olivenfliege (Foto: Alvesgaspar / Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

Firma will Gentechnik-Fliegen in Spanien freisetzen

01.08.2013

Die britische Firma Oxitec plant, gentechnisch veränderte Olivenfliegen in Spanien freizusetzen. Diese sollen sich mit der natürlichen Population paaren – die weiblichen Nachkommen wegen eines eingebauten Gens aber nicht überleben. Das soll dabei helfen, Olivenhaine vor den Schädlingen zu schützen. Es wäre das erste Mal, dass in der EU transgene Tiere im Freien getestet werden – sofern das Experiment genehmigt wird. Kritiker warnen vor „erheblichen Risiken“.

Acht Kilometer von der katalanischen Küstenstadt Tarragona sollen die Gentechnik-Fliegen auf Olivenbäumen ausgesetzt werden. Die Versuchsfläche sei etwas unter 1.000 Quadratmetern groß und mit Netzen und Fallen abgeriegelt, schreibt Oxitec im Antrag. Zwar könnten sich dort auch andere Insekten, Vögel und kleine Säugetiere befinden. Negative Umweltauswirkungen seien aber nicht zu erwarten, da sich die genmanipulierten Olivenfliegen nur mit ihresgleichen paaren würden. Auch für Italien will die Firma noch einen Antrag stellen.

Wie viele von den Gentech-Insekten freigesetzt werden sollen, könne man jetzt noch nicht sagen. Dazu seien Berechnungen nötig, die erst stattfinden könnten, wenn der genaue Zeitraum bekannt sei. In der Theorie soll die Population an Olivenfliegen insgesamt abnehmen, da die transgenen Männchen sich mit natürlichen Weibchen fortpflanzen – die weiblichen Nachkommen sollen dann im Larvenstadium sterben. Dieser Prozess wird durch das künstliche Protein tTAV ausgelöst. Dieses Protein sei ungiftig und rufe keine allergischen Reaktionen hervor, erklärt Oxitec unter Verweis auf eine Studie, die im Auftrag der Firma durchgeführt wurde.

Der Verein Testbiotech sieht das anders. Die Gentech-Insekten trügen „zusätzliche synthetische DNA in sich, die aus Teilen des Erbguts von Meeresorganismen, Bakterien, Viren und anderer Insekten zusammengesetzt ist“, so die Gruppe in einer Stellungnahme. „Wie diese Insekten in der Umwelt und auf wechselnde Umweltbedingungen reagieren, ist nicht ausreichend erforscht. Sie wurden bisher nur im Labor beobachtet und vermehrt.“ Sollten die Fliegen aus der Versuchsanlage entkommen, sei dies auch eine Gefahr für die Olivenbauern. „Wenn sich gentechnisch veränderte Larven in den Oliven befinden, sind diese nicht als Lebensmittel zugelassen.“

Christoph Then von Testbiotech warnt daher vor einer Genehmigung des Versuchs. Den Herstellern gehe es letztlich nur ums Geschäft. „Oxitec hat bereits 2012 versucht, mit den geplanten Versuchen in Südeuropa neue Investoren zu werben. Die Firma hat auch verschiedene Patente auf ihre Insekten angemeldet. Es ist zu befürchten, dass es bei diesen Versuchen eher um kommerzielle Interessen als um die Lösung der Probleme im Olivenanbau geht.“ Testbiotech hatte bereits letztes Jahr darauf hingewiesen, dass Oxitec versuche, Einfluss auf die europäische Risikobewertung von Gentechnik-Insekten zu nehmen. Als die zuständige Lebensmittelbehörde EFSA dafür Richtlinien erarbeitete, sei auch ein Wissenschaftler mit Verbindungen zur Firma beteiligt gewesen – ebenso wie der Gründer von Oxitec, Luke Alphey. Der damalige Bürgerbeauftragte der EU, Nikiforos Diamandouros, forderte daraufhin eine Aufklärung von Interessenkonflikten bei der Behörde.

Auf den Cayman-Inseln, in Malaysia und Brasilien hat Oxitec bereits Millionen von gentechnisch veränderten Moskitos in die freie Wildbahn entlassen. In Europa wäre das ein Novum. [dh]

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