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Viele offene Fragen zu Gentechnik-Mais

Gentechnik-Mais: Sogar EFSA findet Pioneer-Studie zu schlecht

17.04.2013

Es ist ein Vorkommnis mit Seltenheitswert: Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA findet die eingereichten Dokumente eines Gentechnik-Konzerns zu schlecht. Sie könne die Sicherheit des transgenen Mais 98140 nicht abschließend bewerten, erklärte die umstrittene Behörde gestern in einer Pressemitteilung. Das US-Unternehmen Pioneer hatte im Jahr 2008 die Zulassung der Pflanze als Futter- und Lebensmittel beantragt – offenbar aber sogar bei den äußerst geringen Mindeststandards, die die Behörde vorgibt, geschludert.

Nachdem das Gentechnik-Gremium der EFSA festgestellt hatte, dass eine „fundamentale Voraussetzung“ für die Risikobewertung nicht erfüllt war, bat sie Pioneer um weitere Daten. Diese wurden auch eingereicht – waren aber immer noch nicht ausreichend. Konkret vermisste die Behörde Angaben für die „vergeichende Bewertung“. Dabei werden die Gentechnik-Pflanzen mit herkömmlichen Pflanzen verglichen – wobei angenommen wird, dass sie prinzipiell gleich seien. Ein besonders genaues Hinschauen wird dann als unnötig erachtet. Dieses Vergleichskonzept, das von Umwelt- und Wissenschaftlerorganisationen häufig kritisiert wird, wurde vom International Life Sciences Institute (ILS), einer Lobbyorganisation der Gentechnik-Industrie, entwickelt und anschließend von der EFSA übernommen. Dennoch konnte Pioneer diese Anforderung nicht bewältigen.

Nichtsdestotrotz begutachtete die Behörde schon einmal die übrigen Eigenschaften des Gentech-Mais 98140. Durch einen Gentransfer ist dieser gegen Spritzmittel auf der Grundlage von Glyphosat und ALS-Inhibitoren resistent. Umweltauswirkungen seien bei Import und Verarbeitung der Pflanze „unwahrscheinlich“, so die EFSA. Die Gesundheitsrisiken konnten jedoch nicht bewertet werden. Denn auch bei einer nur 28-tägigen Fütterungsstudie mit Mäusen, mit der Pioneer die Unbedenklichkeit eines für die Herbizidresistenz relevanten Proteins belegen wollte, hatte das Unternehmen offenbar geschlampt. Die Richtlinien der OECD seien nicht eingehalten worden, bemängelt die EFSA.

Zumindest für den Gentechnik-Mais 98140 ist die EU-Zulassung also noch ein Stück weit entfernt. Zahlreiche andere genmodifizierte Organismen dürfen aber bereits eingeführt werden. Meist landen gentechnisch veränderter Mais und Soja in den Futtertrögen hiesiger Viehställe. Die EFSA hat die Pflanzen zuvor als „sicher“ eingestuft. Die Tätigkeit der Behörde ist allerdings umstritten. Sie führt keine eigenen Studien durch, sondern prüft lediglich diejenigen der Industrie. Außerdem werden ihr immer wieder Interessenkonflikte vorgeworfen. So wechselte eine hochrangige Mitarbeitern letztes Jahr zu erwähnten Gentechnik-Lobby ILSI. Das EU-Parlament verweigerte der Behörde wegen dieser und anderer „Drehtüreffekte“ die Entlastung ihres Haushalts. [dh]

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