Maispflanze blauer Himmel Trockenheit
Der Monsanto-Mais soll bei Dürre Ernte bringen - es gibt aber Zweifel an Effizienz und Sicherheit. Die herkömmliche Zucht hat längst Alternativen entwickelt

Monsanto-Mais soll gegen Dürre resistent sein – doch ist er sicher?

10.01.2013

Der US-amerikanische Agrochemie-Konzern Monsanto hat einen Gentechnik-Mais entwickelt, der auch bei Dürre gute Ernten abwerfen soll. Diesen möchte Monsanto auf den europäischen Markt bringen. Während einige Experten nationaler Behörden skeptisch reagieren, sieht die EU-Lebensmittelbehörde EFSA keine Probleme. Wie zweifelhaft dabei ihre eigene Risikobewertung von MON 87460 ausfällt, zeigt das unabhängige Institut Testbiotech in einer heute veröffentlichten Stellungnahme.

Bei dem trockenheitsresistenten Monsanto-Mais gebe es gleich mehrere Fragezeichen: wie genau die eingebauten Gene wirken, ist unbekannt, Feldversuche brachten unklare Ergebnisse und Fütterungsstudien mit Mäusen entsprachen nicht den Mindeststandards der OECD und der EFSA selbst. Trotzdem befindet die: MON 87460 „ist so sicher“ wie herkömmlicher Mais. Darüber kann man bei Testbiotech nur den Kopf schütteln: „Die EFSA ist nicht wirklich an einer Untersuchung der Risiken und der tatsächlichen Eigenschaften der Pflanzen interessiert“, heißt es in dem Papier.

Durch die gentechnische Veränderung produziert MON 87460 ein Protein, das normalerweise bei Bakterien vorkommt, wenn diese unter extremen Stress stehen, beispielsweise wegen eines Kälteschocks. Die Monsanto-Pflanze stellt dieses Protein aber permanent her, auch wenn keine außergewöhnlichen Klimabedingungen herrschen. Dadurch könne „eine große Bandbreite unbeabsichtigter Effekte“ auftreten, glaubt Testbiotech. Die EFSA habe dies aber gar nicht untersucht, warnende Kommentare von externen Sachverständigen beiseite gewischt. Auch bei den Feldversuchen guckte die Behörde nicht genauer hin, obwohl sie selbst „einige Unterschiede“ zu normalen Pflanzen feststellte. Ihren eigenen Richtlinien zufolge hätte die Behörde in diesem Fall eigentlich nachbohren müssen. Das tat sie aber nicht. Aus Sicht von Testbiotech kann die Prüfung der EFSA deswegen „nicht als wissenschaftlich fundierte Risikobewertung gelten.“

Hinweise auf allergene Wirkungen des Gentechnik-Maises ging die EFSA ebenfalls nicht nach. Monsanto reichte mit seinem Antrag nur die Daten eines Einmal-Tests an Mäusen ein. Die Behörde akzeptierte dies, obwohl sie in ihren Richtlinien Fütterungsstudien von 28 Tagen empfiehlt. Dass der Agrochemie-Konzern außerdem EU-Vorgaben ignorierte, wonach Antibiotika-Resistenzgene in Gentechnik-Pflanzen ersetzt werden müssen, schien die EFSA nicht zu stören. Dabei kann sie eine Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen durch den Gentech-Mais nicht ausschließen, hält dies lediglich für unwahrscheinlich. Hingegen haben chinesische Wissenschaftler letztes Jahr erstmals nachgewiesen, dass solche Resistenz-Gene, die künstlich erzeugt wurden, auf Bakterien übergegangen sind. In sechs chinesischen Flüssen haben die Forscher solche Bakterien entdeckt.

Für Testbiotech zeigt die Bewertung des Monsanto-Maises durch die EFSA einmal mehr, wie unzuverlässig deren Expertisen sind. Dabei lohnt sich das Risiko gar nicht: „Nötig ist der Anbau des Maises nicht - es gibt längst konventionell gezüchtete Sorten, die so beschaffen sind, dass sie mit Dürren besser zurecht kommen als die üblichen Sorten", sagte der Testbiotech-Experte Christoph Then dem Infodienst. [dh]

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