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Neue Datenbank zu Gentechnik-Pflanzen stößt auf Skepsis (Foto: Harald Reiss /pixelio.de)

Pro-Gentechnik oder „sachlich und ausgewogen“?

14.12.2012

Die neue Gentechnik-Datenbank GRACE und die Informationsseite biosicherheit.de haben nach Ansicht der Bundesregierung kein Problem mit einer einseitig positiven Darstellung der Agro-Gentechnik. Das geht aus der gestern veröffentlichten Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor. Beide Projekte werden von der Regierung unterstützt – Kritiker halten sie jedoch nicht für neutral.

GRACE (GMO Risk Assessment and Communication of Evidence) soll wissenschaftliche Daten zu gentechnisch veränderten Pflanzen zusammenfassen, bewerten und transparenter machen. Sechs Millionen Euro stellt die EU-Kommission dafür bereit. Es ist weniger die Idee an sich als die Wahl der Partner, die bei manchen Beobachtern für Bedenken sorgen. So wird das Projekt von Joachim Schiemann vom Julius-Kühn-Institut (JKI) koordiniert. Dieser war als Experte im Gentechnik-Gremium der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA nicht nur an der durchweg positiven Bewertung von Gentech-Pflanzen beteiligt, sondern auch an der Gründung des Vereins FINAB („Förderung innovativer und nachhaltiger Agrobiotechnologie“), der beispielsweise den Monsanto-Mais MON 810 zu Forschungszwecken freisetzte.

Mehrere Jahre war Schiemann außerdem Präsident der gentechnik-freundlichen „International Society Biotechnology Research“ (ISBR). Doch diese Nebentätigkeiten interessieren die Bundesregierung offenbar nicht. Als Mitarbeiter des JKI, das zum Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums gehört, halte ihn die Regierung „für einen geeigneten Koordinator“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Die Bewerbung des JKI für die Projektleitung habe das Ministerium durch einen „befürwortenden Brief“ unterstützt.

Auch die Meinung der Regierung zu einigen anderen GRACE-Personalien hatten die Grünen erfragt. Den Internetauftritt des Projekts betreut beispielsweise die PR-Agentur Genius GmbH. Zu ihren Kunden zählen unter anderem auch die Gentechnik-Hersteller Bayer, BASF und Syngenta. Dass sie dennoch den Zuschlag für die GRACE-Website erhielt, begründet die Regierung damit, „dass das Angebot der Genius GmbH das in Bezug auf Inhalte und Kosten das beste und somit wirtschaftlichste Angebot darstellte.“ Die Beteiligung des Lobbynetzwerks PERSEUS, dessen Experten enge Verbindungen zu Monsanto und Co unterhalten, sowie des wissenschaftlichen Diensts des gentechnik-freundlichen US-Agrarministeriums sei deren „Expertise“ geschuldet.

Während die Bundesregierung die Verantwortung für GRACE noch überwiegend auf die EU-Kommission abwälzen kann, sieht es bei dem Internetportal biosicherheit.de anders aus. Dieses wurde auf Initiative des Forschungsministeriums gegründet und wirbt damit auch auf seiner Startseite. Die Genius GmbH ist hieran maßgeblich beteiligt. Die „unabhängige“ Redaktion hat eine weitere PR-Agentur namens i-bio übernommen, die dazu noch die pro-Gentechnik-Seiten von TransGen und dem Schaugarten Üplingen betreut. In Letzterem werden gentechnisch veränderte Pflanzen freigesetzt. Die Grünen kritisierten insbesondere das aus ihrer Sicht einseitige Unterrichtsmaterial auf biosicherheit.de. Dem widerspricht die Regierung: Die Seite „stellt die wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion um gentechnisch veränderte Pflanzen sachlich und ausgewogen dar und lädt zum kontroversen Diskurs ein“, heißt es in der Antwort.

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