Mais Fragezeichen 2
Foto: Infodienst

USA: Monsanto-Mais erstmals im Supermarkt

14.08.2012

Nach der diesjährigen Mais-Ernte werden es sich manche US-amerikanische Verbraucher wohl gut überlegen, ob sie ihren Süßmais weiterhin bei Walmart kaufen. Dann wird in den Filialen des Supermarktgiganten nämlich erstmals Gentechnik-Mais des Agrochemiekonzerns Monsanto im Regal stehen. Und zwar ohne Hinweis auf die gentechnische Veränderung.

Andere große Lebensmittelhändler wie Whole Foods und General Mills nahmen den Gentech-Mais von Monsanto nicht ins Sortiment auf. Bei Walmart hieß es hingegen, man habe die Debatte aufmerksam verfolgt und sehe keine Sicherheitsprobleme. Dem Süßmais wurde ein Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingesetzt, wodurch die Pflanze ein Gift zur Abwehr von Insekten produziert. Die genaue Wirkungsweise solcher Bt-Gentechnikpflanzen ist allerdings unklar. Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen befürchten gesundheitliche Schäden durch den gentechnischen Eingriff, aber auch durch das Eigengift.

Anders als in den EU-Staaten und vielen weiteren Ländern müssen gentechnisch veränderte Zutaten in Lebensmitteln in den USA nicht auf dem Etikett ausgewiesen werden. Walmart-Kunden hätten damit keine Möglichkeit, den Monsanto-Süßmais zu erkennen. Bisher ist der Gentech-Mais des Agrochemiekonzerns vor allem zu Futtermitteln für Vieh verarbeitet worden. Nun soll er auf den Tellern der Amerikaner landen. Dort wäre er zwar nicht der Erste: Der Schweizer Konzern Syngenta hat vor zehn Jahren eine ähnliche Variante von Gentech-Süßmais zur Verwendung in Speisen herausgebracht. Der Marktanteil des Syngenta-Mais liegt laut dem Unternehmen jedoch nur bei drei Prozent. Vor allem aber würden die umstrittenen Monsanto-Maiskolben nicht wie bislang nur in verarbeiteten Lebensmitteln wie Cornflakes, sondern als Konserve oder frisch für den direkten Verzehr angeboten. Dadurch könnten die negativen Auswirkungen noch größer sein, warnen Verbraucherschutzorganisationen. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es nicht, wie ein Vertreter der Gruppe Center for Food Safety kritisiert: „Wenn Ihre Kinder diesen Mais einfach so essen – nicht in verarbeiteten Produkten, wie es bisher der Fall war – dann braucht man langfristige Fütterungsstudien.“

Das Thema Agro-Gentechnik erhält in den USA momentan erhöhte Aufmerksamkeit. In den kommenden Monaten stehen wichtige Entscheidungen an. Kalifornien stimmt im November über eine Kennzeichnungspflicht für Gentech-Zutaten ab. Und in Washington versuchen Monsanto und Co, bei der Ausgestaltung der Agrarpolitik Einfluss auf den Kongress zu nehmen, um ihre Produkte in Zukunft noch leichter durch den Zulassungsprozess zu bekommen. Die Gentechnikhersteller investieren daher viel Geld in die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit. Gut 12 Millionen US-Dollar haben sie zusammen mit großen Lebensmittelkonzernen wie Nestlé, Unilever, Kraft, Pepsi und Coca-Cola schon in eine Kampagne gesteckt, die die kalifornischen Wähler überzeugen soll, dass eine Kennzeichnung von Gentech-Bestandteilen in Nahrungsmitteln unnötig sei. Und auch die Bearbeitung der politischen Entscheidungsträger im Kapitol lassen sich die Agrochemiekonzerne Einiges kosten: Allein Monsanto hat in der ersten Jahreshälfte gut drei Millionen US-Dollar für Lobbyzwecke ausgegeben.

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