Glyphosat Herbizid
Glyphosat-Einsatz in North Yorkshire im Dezember (Foto: Chafer Machinery / flickr, bit.ly/1P4Eem6, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Glyphosat: Eineinhalb statt 15 Jahre

01.06.2016

Die EU-Kommission will den 28 Mitgliedstaaten vorschlagen, die Zulassung für den Herbizidwirkstoff Glyphosat nur um zwölf bis 18 Monate zu verlängern. Ursprünglich hatte Brüssel 15 Jahre anvisiert, war aber auf Widerstand aus Frankreich, Italien und einigen weiteren Staaten gestoßen. Am 6. Juni wird abgestimmt.

Weiter gestritten wird indes darüber, ob glyphosathaltige Unkrautkiller „wahrscheinlich krebserregend“ sind. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte solche Mittel letztes Jahr so eingestuft. Widerspruch kam im Mai vom Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR), einem Gremium von WHO und der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO. Doch deren Experten haben enge Kontakte zu Industrievertretern.

So berichteten Medien, dass sowohl der Vorsitzende des Glyphosat-Treffens des JMPR als auch sein Stellvertreter für eine Lobbyorganisation tätig sind: das International Life Sciences Institute (ILSI), das auch Glyphosat-Hersteller wie Monsanto und andere Agrarkonzerne, darunter Bayer, in Brüssel vertritt. Allein von Monsanto erhielt ILSI im Jahr 2012 eine halbe Million Dollar. Das zeigt ein Kontodokument, das die Kampagne US right to know veröffentlicht hat.

Alan Boobis vom Imperial College London, der bei der JMPR-Bewertung von Glyphosat den Vorsitz hatte, ist nach WHO- und FAO-Angaben „Mitglied und ehemaliger Vorsitzender des Board of Trustees von ILSI (International Life Sciences Institute) HESI [Health and Environmental Sciences Institute, Anm. d. Red.], Vizepräsident von ILSI Europe und Chair von ILSI [Vorsitzender des Board of Trustees, laut ILSI unbezahlt, Anm. d. Red.].“

Der Münchner Verein Testbiotech hält das für inakzeptabel. In einem Schreiben an die WHO forderte Testbiotech, mögliche Interessenkonflikte künftig strenger zu handhaben und Experten wie Boobis nicht mehr zurate zu ziehen. „Das Beispiel Glyphosat zeigt besonders deutlich, wie massiv die Industrie Einfluss auf Gremien und Wissenschaft nimmt, um ihre Interessen durchzusetzen“, erklärte Geschäftsführer Christoph Then gestern. „Generell fehlen ausreichende finanzielle Anreize für eine wirklich kritische und unabhängige Risikoforschung. In der Konsequenz werden die meisten Untersuchungen von der Industrie in Auftrag gegeben und Wissenschaftler ebenso wie viele Gremien zum Spielball der Industrie.“ [dh]

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