EFSA
Das Hauptgebäude der EFSA in Parma (Foto: Lucio Rossi / EFSA)

Forschungsprojekt mahnt bessere Risikoabschätzung bei Gentech-Pflanzen an

19.12.2019

Die Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Pflanzen durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA ist ungenügend. Zu diesem Ergebnis kommt ein dreijähriges Forschungsprojekt, das die Arbeit der EFSA unter die Lupe genommen hat.

Im Projekt RAGES (Risikoabschätzung von gentechnisch veränderten Organismen in der EU und der Schweiz) haben ein Dutzend Wissenschaftler aus fünf europäischen Ländern anhand mehrerer Fallbeispiele die Risikoabschätzung der EFSA unter die Lupe genommen. „Geprüft werden längst nicht alle relevanten Risiken, sondern vor allem diejenigen, die sich mit möglichst einfachen Mitteln untersuchen lassen“, fassen sie in einem Papier ihre Ergebnisse zusammen. Die derzeitigen Standards der EFSA genügten nicht den gesetzlichen Anforderungen.

So werde bei der Risikobewertung von herbizidtoleranten gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen die Rückstände der Herbizide und ihre Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit nicht berücksichtigt. Bei gv-Pflanzen, die Insektengifte produzieren vernachlässige die EFSA, dass sich die Struktur der von den Pflanzen gebildeten Bt-Toxine oft ganz wesentlich von der ihrer natürlichen Vorbilder unterscheide. Werden verschiedene Merkmale wie Herbizidtoleranz und Insektengiftigkeit in einer gv-Pflanze kombiniert, könne es zu Wechselwirkungen kommen, wodurch beispielsweise die Wirkung der Insektengifte verstärkt werde. Solche Effekte müssten nach den Richtlinien der EU bei der Risikoprüfung berücksichtigt werden, Die EFSA habe dies aber bisher nicht umgesetzt. So sei für den Mais SmartStax von Monsanto kein einziger Fütterungsversuch zur Überprüfung gesundheitlicher Risiken verlangt worden, schreibt die Organisation Testbiotech. Sie hat das Projekt Rages koordiniert, an dem auch das kritische Wissenschaftlernetzwerk Ensser und Gene Watch UK teilnahmen. Finanziert hat die Arbeit der drei gentechnikkritischen Organisationen die Schweizer Mercator Stiftung.

„Es muss mehr Forschung geben, um die Risiken unabhängig von den Interessen zu untersuchen, die mit Entwicklung und Vermarktung von GV Organismen einhergehen“, lautet eine der Folgerungen der Projekt-Wissenschaftler. Eine weitere: „Der Bewertung von Kombinationseffekten und ihrer möglichen Auswirkungen muss viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.“ Auch müssten „neue Methoden für das Monitoring entwickelt werden, die helfen können, die Lücken in der Risikoforschung zu schließen und mehr Informationen über die Auswirkungen von scheinbar geringen Effekten über lange Zeiträume zu gewinnen“. Spezielle Richtlinien müssten für die Risikobewertung von Organismen, die mit den Methoden des Genome Editing verändert wurden, entwickelt werden. Wichtig sei, dass diese Organismen gemäß der bestehenden GMO-Regulierung geprüft und gekennzeichnet werden.

Die Ergebnisse des Projektes wurden am 29. Oktober 2019 auf einem Workshop in der Schweiz vorgestellt, an dem auch die EFSA und die EU-Kommission teilnahmen. Eine erste Publikation erschien im Fachmagazin Environmental Sciences Europe. Weitere Ergebnisse sollen am 16. Januar 2020 in Berlin vorgestellt werden. [lf]

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