Roundup Glyphosat
Das glyphosat-haltige 'Roundup' (Logo: Scotts Miracle-Gro)

Rätselraten um glyphosat-resistenten Rasen

31.03.2015

In diesem Jahr könnte in den USA gentechnisch veränderter Rasen ausgesät werden, der gegen das Spritzmittel „Roundup“ resistent ist. Dessen Hauptwirkstoff Glyphosat hat die Internationale Krebsforschungsagentur IARC erst kürzlich als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Über den Gentech-Rasen ist wenig bekannt. US-Forscher warnen, wegen der mangelhaften Datenlage könne man auch in Labortests nicht herausfinden, wo er wachse.

Vor wenigen Monaten hatte eine US-Behörde der Firma Scotts Miracle-Gro bestätigt, dass ihr transgener Rasen ohne Einschränkung zugelassen sei [wir berichteten am 07.01.15]. Denn die Behörde interessiert sich nur für diejenigen Gentech-Pflanzen, in die fremdes Erbgut mittels Agro-Bakterien eingebaut wurde. Dann könnte die Pflanze aus Sicht der Behörde nämlich ein Risiko für andere Nutzpflanzen darstellen – was sie nicht davon abgehalten hat, zahlreiche genmanipulierte Soja-, Mais-, Raps- und Baumwollpflanzen zuzulassen.

Beim Rasen von Scotts Miracle-Gro kam jedoch die relativ alte „Gen-Kanone“ zum Einsatz. Mit ihr werden Partikel, an denen die gewünschte DNA haftet, in die Zelle geschossen. Dafür fühlt sich die Behörde aber nicht zuständig. Und sah deshalb keinen Grund, den Gentechnik-Rasen zu regulieren. Den will Scotts nun in diesem Jahr und verstärkt ab 2016 auf den Markt bringen. Getestet habe es ihn schon in Gärten seiner Angestellten, berichtete die Zeitung Columbus Dispatch im Januar 2014.

Beunruhigend, findet Carol Mallory-Smith von der Oregon State University. Laut dem Magazin Nature Biotechnology sorgt sich die Forscherin, weil niemand außerhalb Scotts wisse, welches Genmaterial in den Rasen eingebaut wurde. Deshalb könne man in Tests auch nicht erkennen, ob es sich um den gentechnisch veränderten Scotts-Rasen handle.

Laut Nature Biotechnology hat Scotts angekündigt, spezielle Genmarker einzubauen, damit der Rasen identifiziert werden kann. Auch könne das Unternehmen Produzenten von nicht-genmanipuliertem Rasen, Behörden und Wissenschaftler über die Gensequenzen informieren.

Der Gentech-Rasen soll dicker und dunkelgrüner als herkömmlicher Rasen sein. Kritiker warnen unter anderem davor, dass das eingebaute Glyphosat-Resistenzgen auf andere Pflanzen übertragen werden könnte. Scotts Miracle-Gro, das im letzten Quartal 216 Millionen Dollar umsetzte, vertreibt neben Rasensamen auch Unkrautvernichtungsmittel wie das glyphosat-haltige „Roundup“ - auch in Deutschland. „Ein stark verunkrauteter Rasen, ist unästhetisch“, heißt es auf der Website der Scotts Celaflor GmbH.

Der Wirkstoff in „Roundup“, das Totalherbizid Glyphosat, steht zurzeit in den Schlagzeilen. Im März stufte die Krebsforschungsagentur IARC, eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO, es in der zweithöchsten Gefahrengruppe der „wahrscheinlich krebserregenden“ Stoffe ein. Hersteller wie Monsanto kritisierten das als unwissenschaftlich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin, das maßgeblich am Wiederzulassungsprozess von Glyphosat in der EU beteiligt ist, wies diese Einschätzung ebenfalls zurück. Man müsse aber auf die Veröffentlichung des vollständigen IARC-Berichts warten. [dh]

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