Petunien
Petunien (Foto: Gardenandgreen / wikimedia, http://bit.ly/1rl9SWD, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Gentechnisch veränderte Petunien gefunden – sie kamen aus Deutschland

05.05.2017

In Finnland hat die dortige Behörde für Lebensmittelsicherheit (Evira) orangefarbene Petunien und Saatgut dieser Zierpflanzen entdeckt. Da es orangefarbene Petunien in der Natur nicht gibt, ließ die Behörde die Pflanzen molekularbiologisch untersuchen. Sie waren tatsächlich gentechnisch verändert und wurden vom Markt genommen. Denn in der EU sind keine gentechnisch manipulierten Petunien für Anbau oder Vermarktung zugelassen. Nach Mitteilung von Evira wurden Setzlinge und Saatgut für die orangen Gentech-Petunien aus Deutschland und den Niederlanden importiert. Risiken für Mensch und Umwelt schloss die Behörde aus. Die Pflanzen seien einjährig und nicht winterhart.

Die Ermittlungen zur Herkunft der Gentech-Petunien führten nach Nordrhein-Westfalen. Das dortige Umweltministerium hat in drei Gartenbau-Unternehmen Proben sicherstellen lassen. Händler, Züchter und Zulieferer müssten überprüft werden. Es gehe darum, den Ursprung der genetischen Veränderung zu finden, erklärte das Ministerium gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Der Zentralverband Gartenbau hat seine Mitglieder aufgerufen, den Verkauf von orangefarbenen Petunien einzustellen bis die Ergebnisse der Untersuchungen vorlägen. Die drei Betriebe sollen nach Angaben der Westfälischen Nachrichten zusammen fast 100 Millionen €  Umsatz im Handel mit Petunien erlösen.

Der Umweltverband BUND begrüßte die Ermittlungen des Ministeriums. Es müsse alles getan werden, um eine weitere Verbreitung des illegalen Saatguts zu unterbinden, sagte Ralf Bilke, Agrarreferent des BUND Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. „Sollte es zutreffen, dass Saatgut oder Stecklinge tatsächlich aus deutschen und dabei auch aus NRW-Unternehmen nach Finnland und ggf. in weitere Länder verkauft wurden, zeigt dieses einen völligen Kontrollverlust von Behörden, Forschungseinrichtungen und Handel auf.“ Geprüft werden müsse auch, ob es sich um jenes Saatgut handele, das bereits zu Beginn der 1990er Jahre im Rahmen von Freilandversuchen in NRW ausgebracht wurde, fügte Bilke hinzu.

Damals hatte das Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung versucht, Petunien gentechnisch so zu verändern, dass sie orangefarben blühen. Im Labor funktionierte das, der Feldversuch jedoch scheiterte. Es wuchsen vor allem weiß-orange gesprenkelte Pflanzen, vermutlich, weil die UV-Strahlung der Sonne das eingebaute Farbgen verändert hatte. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte ein Sprecher des Max-Planck-Instituts, die Forschungen würden schon seit langem nicht mehr weitergeführt, und Petunien seien gerade deshalb gewählt worden, weil sie sich nicht weiterverbreiten. Er hielt es deshalb für ausgeschlossen, dass es sich um das damals veränderte Erbgut handele. Die Kölner Wissenschaftler hatten ihren Petunien ein Mais-Gen eingesetzt. In einem Bericht des Erwerbsgartenbau-Portals Gabot heißt es über den aktuellen Fall: „Das jeweils identifizierte Transgen produziert die gleiche Blütenfarbe wie in orange-rot blühenden Pelargonien.“ Der Bericht nennt auch die Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden, die Gentech-Petunien nach Finnland geliefert hatten sowie die betroffenen Sorten. Unabhängig davon, wer nun die Petunien manipuliert hat, zeichnet sich für BUND-Experte Bilke bereits jetzt ab: „Es besteht offenbar keine klare Trennung von Forschung und Saatgutvermehrung und –handel. Die Behauptung von Gentech-Unternehmen, stets alles sicher im Griff zu haben, läuft ins Leere.“ [lf]

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